Agenten haben die Schnauze voll (Ausgabe 2010-48)

Jean-Claude Raemy zu den neuen AA-Gebühren

In weniger als drei Wochen werden Schweizer Reisebüro-Agenten, welche einen Flug von American Airlines über Galileo buchen, eine Gebühr von USD 13,50 in Form eines ADM (wird ab Februar verschickt) aufgebrummt erhalten. Falls sie via Worldspan buchen, beläuft sich die Gebühr im ADM auf USD 6. Dieses Geld vom Kunden zurückzufordern, ist Sache des Reisebüros.

Was wie ein neues «Preferred Fares Model» aussieht, ist faktisch ein neuer Auswuchs des globalen Zweikampfs zwischen Fluggesellschaften und GDS. In Ländern mit kümmerlicher Reisebürolandschaft (z.B. Skandinavien) hat die Ankündigung keine grossen Wellen geworfen, ebenso wenig in Ländern, wo die Travelport-GDS nicht marktdominant sind. Im «Galileo-Land» Schweiz allerdings ist das Echo riesig, und es scheint, als ob sich die Reisebüros einmal mehr aufzulehnen versuchen. Auch in anderen Ländern gab es einen Aufschrei.

Das Auflehnen gegen American Airlines ist etwas einfacher als das Auflehnen gegen Swiss/Lufthansa. USA-Flüge gibt es aus der Schweiz sehr viele, nonstop oder mit Umsteigen, das Preisniveau ist sehr tief, sodass «shiften» relativ einfach sein dürfte, ausser wenn der Kunde auf AA-Flüge besteht. Offenbar werden da und dort rechtliche Schritte geprüft; ob das auch in der Schweiz passiert, ist zurzeit noch unklar. Sinnvoll dürften rechtliche Schritte kaum sein. Der «Code of Conduct» verbietet weder höhere Gebühren eines GDS für eine bestimmte Airline noch die Auferlegung von Gebühren an den Wiederverkauf durch die Airlines. Auch die ungleiche Gebührenhöhe, welche AA je nach Land auferlegt, ist kaum anfechtbar.

American strebt, schwarz auf weiss auf aa.com nachzulesen, die Revolution des Vertriebs an. Das sieht so aus: Gratis sind künftig nur noch Angebote, welche Airlines direkt zur Verfügung stellen, wie auch immer. Der GDS-Vertrieb wird umgangen, denn die Airlines anerkennen die «Value Proposition» der GDS nicht mehr. Das Gespann Reisebüro-GDS wird ausgehebelt, es lebe das Gespann Airline-Reisebüro. Doch ist dies gangbar für die Agenten?

Die Agenten haben die Schnauze voll. Sie werden in diesem Fall, zumindest schweizweit, wohl auch aktiv. Lokales Auflehnen mag AA Schweiz in Bedrängnis bringen, die globale Entwicklung kann dadurch aber kaum gebremst werden. Das weiss AA natürlich bestens.