Seit der Präsentation der Halbjahreszahlen am 18. August ist bei Air Berlin nichts mehr, wie es vorher war: CEO Joachim Hunold gab per heute, 1. September 2011, überraschend seinen Rücktritt bekannt, zudem wurde mit «Shape & Size» ein Programm eingeleitet, mit dem sich die Airline in Zukunft profitabel aufstellen will. Dies ist laut Hunold aber nur mit Einschnitten im Streckennetz und in der Flotte von Air Berlin möglich.
Neben den erhöhten Kerosinpreisen und dem Rückgang des wichtigen Ägypten-Geschäfts machte der Airline vor allem die Anfang 2011 eingeführte Luftverkehrssteuer zu schaffen: Air Berlin musste bei einem Umsatz von EUR 1,8 Mrd. im ersten Halbjahr rund EUR 74,4 Mio. Luftverkehrssteuer und damit 4,1% vom Umsatz abführen. Im zweiten Quartal 2011 fiel das EBIT (operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von EUR 28,2 Mio. auf EUR 32,2 Mio. Ohne die Luftverkehrssteuer würde sich gemäss Air Berlin ein EBIT von EUR 12,2 Mio. ergeben. Letztlich hatte sich das Finanzergebnis im zweiten Quartal von EUR 39,7 Mio. auf EUR 47,3 Mio. reduziert. Leidtragende sind nun die Regionalflughäfen, deren Air-Berlin-Flugangebot ausgedünnt wird bzw. die ganz vom Air-Berlin-Radar verschwinden.
In der Schweiz ist Air Berlin gemäss Stefan Gutknecht (Director Sales Switzerland) von den Streckenstreichungen nicht stark betroffen: Der Flug BaselMallorca wird von Mitte November 2011 bis Anfang Februar 2012 ausgesetzt und ab Zürich werden die Winter-Flüge nach Alicante und Malaga im kommenden Winter nicht mehr durchgeführt. «Hingegen bieten wir ex Schweiz im Vergleich zum Winter 2010/11 aber auch neue Verbindungen an, wie z.B. ZürichBrindisi, je einen zweiten Flug von Zürich nach Funchal und Lanzarote sowie die zwei Malta-Verbindungen ab Basel», betont Gutknecht. Wie sich die Situation bei Air Berlin vor allem auch im Hinblick auf das Schweiz-Geschäft weiterentwickeln wird, kann der Air-liner zum heutigen Zeitpunkt jedoch nicht kommentieren.
Nicht von den letzten Ereignissen betroffen ist der für 2012 geplante Beitritt von Air Berlin zur Oneworld- Allianz. Seit Anfang 2011 konnte Air Berlin durch Kunden der zukünftigen Allianz-Partner rund 100000 Code-share-Buchungen registrieren ein Erfolg, wie Hunold betont. Auch bei Oneworld hält man an dem künftigen Mitglied fest: «Air Berlin ist hinsichtlich des Beitritts zur Oneworld-Allianz auf Kurs und wir freuen uns, dass die Airline ein vollwertiges Mitglied unserer Allianz wird. Wir halten weiterhin zur Air Berlin, welche die sechstgrösste Fluggesellschaft Europas und die zweitgrösste innerhalb Deutschlands ist», erklärt Mairead Ryan, Market Development Manager Europe, auf Anfrage von TRAVEL INSIDE.
Simon Benz