Die gute Meldung vorab: Der sinkende Ölpreis verschafft der
Airline-Branche etwas Luft. Doch in dieser wird sie sich kaum halten
können: Ein Airline-Finanzfachmann fasst die gegenwärtige Situation wie
folgt zusammen: «Its going to get worse, before it gets bad.»
Dass mit den AIG-Problemen in den USA auch die weltweit grösste
Flugzeugleasingfirma, nämlich die AIG-Tochter International Lease
Finance Corporation ILFC, in den Strudel der Finanzkrise geriet,
öffnete vielen die Augen. Wenn man bedenkt, dass hinter jeder
Leasingfirma eine oder mehrere Banken stehen, kann man sich ausmalen,
wie herausfordernd Flugzeugfinanzierungen in Zukunft werden.
In der Branche wird jetzt bereits befürchtet, dass es nicht zu den
geplanten Auslieferungen der Tausenden von bestellten Verkehrsflugzeuge
kommt weil sie schlicht nicht finanziert werden können, oder die
Airlines, die mit stetig wachsendem Verkehr gerechnet haben, sie nicht
mehr brauchen. Die Hersteller, allen voran Boeing und Airbus, werden
versuchen, den Kunden die Flugzeuge zu finanzieren, doch dies ist nur
in beschränktem Mass möglich.
Für Swiss sieht es nicht so düster aus, da sie wie ihre Mutter
Lufthansa die Mehrheit ihrer Flugzeuge selbst besitzt und die
nächstes Jahr auszuliefernden neuen A330-300 zum grössten Teil bar
bezahlen wird. Doch Swiss und Lufthansa sind diesbezüglich Ausnahmen,
die meisten Airlines brauchen eine Bank, um ihre oft veralteten und
durstigen Flotten zu erneuern. Doch die Krise bietet auch einen
Vorteil: Die Leasingraten für Verkehrsflugzeuge sind in den Keller
gefallen, das eröffnet auch neue Chancen.
Trotz dieser eher düsteren Aussichten dürfte die durch die Finanzkrise
weiter konsolidierte Airline-Branche bald wieder von Zuwächsen
profitieren. Insbesondere wegen der boomenden Märkte in Asien wird der
weltweite Luftverkehr nach einem Einbruch wieder Aufwind verspüren.
Nur wann dies eintreffen wird, darüber scheiden sich die Geister.