Die Reisebranche schreit nach Informationen. Sie will in den Distributions- und Reservationssystemen mehr beschreibende Inhalte der Produkte, mehr Detailinfos, eine attraktivere Darstellung. Man kann es ihr nicht verübeln: Während die B2C-Portale im Netz den Content hübsch aufbereitet und reich illustriert präsentieren, muss sich die Branche häufig noch durch kryptische Oberflächen und äusserst rudimentäre Darstellungsformen kämpfen.
Für die Reservierungssysteme wie Cets oder Tour Online und für die GDS ist die Ausgangslage natürlich ungleich schwieriger als für die B2C-Portale, die in den letzten Jahren «auf der grünen Wiese» beginnen konnten. Die etablierten Branchensysteme wollen primär nicht schön aussehen, sondern Vergleichbarkeit und Transparenz schaffen, um für die Agenten wirklich relevant zu sein. Die Standards, die es dafür braucht, sind wie ein zum Teil sehr enges Korsett, in das man die Daten zwängen muss.
Wenn man nun etwas Neues einführen will, und sei es nur ein kleines Nebenprodukt oder ein zusätzliches Informationsfeld, muss es auf sämtliche Produkte anwendbar sein. Gefragt ist also der kleinste gemeinsame Nenner. Es mag schon fast ein wenig rührend klingen, wenn Amadeus in seinem E-Travel Management oder Online Travel im Tour Online Powersearch die Einführung von User-Bewertungen ankündigen. Doch bis eine Neuerung in solch komplexen Systemen implementiert werden kann, dauert es seine Zeit. Diesen Beweis liefert auch Travelport, in deren Merchandising Platform der Bereich «Rich Content and Branding» (also genau diese Zusatzinfos und -illustrationen) deutlich länger als geplant auf sich warten lässt. Dennoch zeigen all diese Bemühungen, dass die Technologieanbieter mit Hochdruck daran sind, die Reiseprodukte auch für den Trade attraktiver und informativer darzustellen.
Eine grosse Entwicklung läuft allerdings nicht nur in der Aufbereitung von Angebotsdaten, sondern auch auf der Seite der Kundendaten. Die Analyse solcher Daten und die Ableitung entsprechender Verkaufssteuerungs- und Marketingmassnahmen ist zwar keine neue Erfindung. Doch in Zukunft werden immer mehr Daten zur Verfügung stehen, die in immer kürzerer Zeit ausgewertet werden können. Das Schlagwort dazu heisst Big Data. Wie man diese Daten monetarisieren kann, also den Schritt von «Daten sammeln» zu «Erkenntnisse gewinnbringend einsetzen» schafft, ist eine grosse Herausforderung. Diverse Technologieanbieter befinden sich mit entsprechenden Produkten bereits in den Startlöchern.
Stefan Jäggi