American Airlines (AA) setzt im kommenden Winter den Flug der inzwischen in sie hineinfusionierten US Airways von Zürich nach Philadelphia aus. Die Strecke DüsseldorfChicago wird im Winter auch nicht mehr bedient. Ziel des mittlerweile wieder grössten Luftfahrtunternehmens der Welt sei, eine «Kapazitätsdisziplin» zu schaffen. AA hofft, dass andere Carrier dem Beispiel folgen.
Damit wird vor allem eines klar: Im Winter verdient kaum eine Airline im hart umkämpften Transatlantikmarkt Geld. Schon nur ein Blick auf aktuelle Tarife für den Winter zeigt dasselbe Bild: Da wird New York teils für CHF 36 (exkl. Taxen und Zuschläge) angeboten. Macht total rund CHF 550, also deutlich weniger als die Hin- und Rückfahrt per Taxi von Zürich nach Bern. Trotz hoher Nachfrage aufgrund der tiefen Preise kann so kaum profitabel operiert werden.
Delta hat bereits vor Wochen den Atlanta-Flug ex Zürich zum Sommerflug umgewandelt, aber keine Kapazität abgebaut, da im Winter neu nach New York geflogen wird. Sechs tägliche Flüge nach New York im Winterhalbjahr alleine ex Zürich: Wohl zu viel. Ob da nicht verbraten wird, was im Sommer verdient wird?
Nicht nur die Airlines, auch die Broker und Reisebüros wünschen sich höhere Nordatlantiktarife. Doch der europäische Flugmarkt ist weiterhin stark fragmentiert, der Wettbewerb also viel intensiver als in den USA, wo das Preisniveau für Flüge nach Europa deutlich höher ist (sogar die Fuel-Zuschläge sind höher). Sind höhere Preise im Sinne der Konsumenten? Nein. Sind Mini-Margen im Flug- und Reisegeschäft im Sinne der Wirtschaft und der Arbeitnehmer? Auch nicht.
Es geht nicht nur um Verantwortung gegenüber Stakeholdern. Von höheren Tarifen profitiert die ganze Wertschöpfungskette, was Arbeitsplätze und letztlich Konsum sichert. Aber es ist eine sehr unbeliebte Massnahme. Ob die Aktion von AA Signalwirkung hat, ist somit höchst ungewiss.
Jean-Claude Raemy