American Airlines setzt auf eine Vorwärtsstrategie (Ausgabe 2011-22)

Kostendruck und Gerichtsverfahren hindern den US-Giganten nicht an der Expansion.

American Airlines (AA) war am Pow Wow in San Francisco der einzige der «Major Carrier» mit einer grossen Standpräsenz; die Konkurrenz war, sofern überhaupt präsent, lediglich mit kleinen Ständen an der Messe vertreten. Gleichzeitig liefen auf verschiedenen US-Fernsehkanälen permanent TV-Werbungen, in denen auf die Vorteile von Buchungen über www.aa.com hingewiesen wurde.

Bei AA ist die Aufbruchstimmung förmlich zu spüren. Nach Jahren langen Wartens kommt die spät bewilligte «Antitrust Immunity» mit British Airways voll zum Tragen; die «Joint Business Agreements» – AA-intern kurz als «JB» bezeichnet – sind sowohl im Transatlantik- als auch im Pazifikgeschäft aufgegleist. Damit ist AA bzw. Oneworld wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz von Star Alliance und Skyteam. 

Des Weiteren steht AA in ihrem Kampf um eine neue Distributionswelt längst nicht mehr alleine da. Die «Open Axis Group», welche sich für XML als Kommunikationsstandard im Airline-Sektor einsetzt und von welcher AA ein Mitglied ist, wird immer aktiver. Im Januar hat zum Beispiel Air Canada ein Direct-Connect-Modell eingeführt (partnerschaftlich mit GDS-Provider Travelport).

Natürlich ist AA kostenseitig weiterhin unter massivem Druck und musste im 1. Quartal 2011 einen Verlust von USD 436 Mio. hinnehmen – immerhin eine Verbesserung um USD 69 Mio. gegenüber dem Vorjahres-Vergleichsquartal und angesichts um 24% gestiegener Fuelpreise eine beachtliche Leistung. Aber eben, der Druck bleibt, derweil pendente Gerichtsverfahren gegen OTAs und GDS-Betreiber die Verwirklichung weiterer Ziele verlangsamen. Doch AA gibt sich unbeeindruckt und verfolgt  ihre Vorwärtsstrategie.

Deren Kernpunkt ist die Vertiefung der JBs. Die «published fares» sind bereits harmonisiert; die GIT-Tarife werden laut Karolina Zajdel (Leisure Sales Manager AA Schweiz) bis zum 30. September 2011 harmonisiert. Angesichts bereits hoher Ladefaktoren – aus Schweizer Sicht unter anderem aufgrund der anhaltenden Dollarschwäche – sind Alternativen mit den JB-Partnern besonders willkommen. 

Des Weiteren wurden die Vielfliegerprogramme sowie der Lounge-Zugang mit den Partnern BA und Iberia harmonisiert. Gemeinsame Transfercenters wurden in London-Heathrow, New York JFK, Madrid-Barajas, Chicago O’Hare und Los Angeles LAX bereits implementiert; weitere sollen folgen. «Diese Entwicklungen bieten uns im Verkauf neue Möglichkeiten», freut sich Zajdel.

Aber auch auf Produktseite ist AA aktiv. Kürzlich wurden brandneue Boeing B-737-800 ausgeliefert, welche über die neue Ausstattung «Boeing Sky Interior» (BSI) verfügen. Dies ist Teil eines Investment-Programms im Wert von USD 5,5 Mia., welches seit 2007 läuft und 2013 abgeschlossen wird. Die Domesticflotte von AA wird dann deutlich moderner daherkommen.

Das BSI zeichnet sich durch grössere Gepäckstauräume über den Sitzen sowie über geräumigeres und modernes Interieur (Seitenwände/Fenster) aus. Spezielle LED-Lichter können während des Flugs verschiedene Atmosphären schaffen, ausserdem ist die Soundqualität in der Kabine deutlich verbessert. Die B-737-800 bieten 160 Sitze; 16 in First und 144 in Economy. Auch die Sitze sind natürlich neu, wie auch das Flight Entertainment System. 

Nicht zuletzt wird dieses Jahr das Vielfliegerprogramm AAdvantage bereits 30 Jahre alt: Seit 1981 können AA-Kunden auf Flügen und mit Mietwagen- oder Hotelbuchungen Meilen sammeln. Heute zählt AAdvantage über 66 Mio. Mitglieder. Zum Jubiläum lockt AA mit zahlreichen spezielle Meilenpromotionen.

Insgesamt sieht sich AA damit gut gerüstet, um im anhaltenden Konkurrenz- und Konsolidierungskampf langfristig zu bestehen.

Jean-Claude Raemy