Asien: Auch bei Low Cost Carriern der globale Wachstumsmotor (Ausgabe 2013-45)

Billigairlines können in Europa und Nordamerika nur noch wenig wachsen und passen die Geschäftsmodelle an. In Asien hält das starke Wachstum an.

Der Druck auf herkömmliche Fluggesellschaften durch die LCC (Low Cost Carrier) bleibt hoch. Laut einer Studie von Amadeus stieg die weltweite Sitzplatzkapazität der LCC im ersten Halbjahr 2013 um satte 6,8%. Dazu fischen viele Airlines, die mit einem klassischen LCC-Modell gross wurden, nun vermehrt in Geschäftsbereichen, welche bislang Domäne der «Legacy Carrier» – also den älteren Luftfahrtunternehmen, welche lange mit klassischen Geschäftsmodellen operierten – waren. Das früher belächelte Modell «Longhaul-LCC» wird von immer mehr Airlines umgesetzt, während einige LCC im Interesse höherer Marktanteile bei Geschäftsreisepassagieren ihr Angebot anpassen.

In europA dominieren die lokalen Top-LCC die Schlagzeilen: Ryanair, wo noch konsequenter auf Handgepäck statt Normalgepäck gesetzt wird, oder Easyjet mit ihrer ungebrochenen Expansion und stets verbesserten Buchbarkeit oder Norwegian, die kürzlich Billigflüge in die USA lanciert hat. 

Einzige Treiber des weltweiten Wachstums bei den LCC sind sie aber beileibe nicht. Die Hälfte des genannten Wachstums von 6,8% wird in den südostasiatischen Staaten Indonesien, Thailand und Malaysia sowie in Indien generiert. Die Low-Cost-Kapazitäten stiegen insbesondere in Jakarta, Bangkok und Tokio, während sich auch auf den Philippinen viel tut. «Wir können in Asien ein starkes natürliches Wachstum der Low-Cost-Carrier-Kapazitäten beobachten – dort sind die Punkt-zu-Punkt-Flugverbindungen unterversorgt», sagt Alexandre Jorre, LCC-Spezialist bei Amadeus. In Asien wuchs das Angebot an LCC-Sitzen im letzten Jahr um insgesamt 28%.

In Europa und Nordamerika sind die Entwicklungsmöglichkeiten eher begrenzt, was Point-to-Point angeht. Das LCC-Kapazitätswachstum in Europa betrug letztes Jahr «nur» 0,8%. Negativ ausgewirkt haben sich die Verringerungen in südeuropäischen Ländern, vor allem in Spanien, Italien und Griechenland. Kompensiert wurde der LCC-Niedergang in diesen Ländern durch starkes Wachstum in Ost- und Nordeuropa. Wizz Air aus Ungarn hat massiv expandiert und ist inzwischen auch ins Mittelstreckengeschäft eingestiegen und war sogar Erstkunde bei der Eröffnung des neuen Dubai World Central Airport. Das grösste Wachstum fand aber in Warschau statt, wo die LCC-Kapazitäten um 63% zulegten.

Als nächster grosser LCC-Wachstumsmarkt gilt Afrika. Die Penetration des Schwarzen Kontinents durch LCC ist bislang sehr schwach ausgeprägt, doch boomende Wirtschaften und Initiativen lokaler wie ausländischer Carrier könnten zu einer deutlich besseren Vernetzung der afrikanischen Metropolen führen.

Jean-Claude Raemy