Auch Airlines müssen Vertrauen schaffen (Ausgabe 2008-42)

Jean-Claude Raemy zur Finanzkrise

Die globale Finanzkrise liefert zurzeit die grossen Schlagzeilen: Die
internationalen Börsenindexes schwanken, Banken gehen weltweit Konkurs,
Staaten sprechen Bürgschaften für die Sparguthaben der Bevölkerung aus
oder unterstützen/übernehmen Geldinstitute. Auch der Finanzplatz
Schweiz ist nicht vor der Krise gefeit.

«Finanzkrisenmanagement» ist an der Tagesordnung. Bei den Airlines ist
die Situation besonders akut, aber auch TOs und Reisebüros müssen sich
damit befassen: Auch wenn die Lage am Markt noch ruhig ist, könnte das
Ferienbudget bald bei vielen Schweizern gekürzt werden.

Die Schweizer TOs verfolgen die Situation und planen ihre Kapazitäten
dementsprechend. Nur bedingt beeinflussen können sie natürlich die
allgemeine Nachfrage. Wichtig ist dabei unter anderem, dass das
Konsumentenvertrauen in die Reisebranche intakt bleibt.

Reiseveranstalter und Reisebüros verfügen zu diesem Zweck seit Jahren –
nicht nur in der Schweiz – über eine Kundengeldabsicherung. Nicht so
die Airlines. Um dem Endkunden Vertrauen zu schenken, nehmen TOs nicht
nur Versicherungskosten, sondern auch ein gewisses Restrisiko auf sich.
Wenn eine Airline plötzlich Konkurs geht, muss nämlich der TO für
Ersatzbeförderung sorgen, ohne Mehrkosten für den Endkunden. Und eine
Rückerstattung von Seiten der Airline gibt es in Pleitefällen so gut
wie nie, weder für TOs noch für Endkunden.

Seit Anfang Jahr sind schon um die 30 Airlines verschwunden – darunter
nur wenige, welche auch die Schweiz anflogen. Doch die Probleme der
Airlines wegen dem Öl sowie sinkender Nachfrage gerade im
Business-Sektor lassen weitere, vielleicht grössere Pleiten vermuten.
Der Branchenverband IATA rechnet für die Airlines 2008 weltweit mit 6,1
Mia. Dollar Verlust.

In der ökonomischen Hackordnung liegen Reiseveranstalter trotzdem weit
unter Airlines oder gar Banken. Unternehmen aus diesen Sektoren
bekommen des Öfteren Staatshilfen, um das Überleben oder zumindest die
Guthaben der Kleinkunden zu sichern. Und wenn es trotzdem schief geht…
eben, müssen sich Reisebüros und Reiseveranstalter mit den direkten und
indirekten Folgen herumplagen. Wann wird endlich auch im Airline-Sektor
eine Kundengeldabsicherung eingeführt, im Interesse der End- und
Geschäftskunden? Das wäre weitsichtiger gewesen als nun
«Rettungsgelder» (Steuergelder!) einzupumpen.