Auf geht’s Deutschland! (Ausgabe 2011-09)

Linda Panchyrz über den Reiseverkehr Schweiz–Deutschland

Der Schweizer-Gästestrom Richtung Deutschland reisst nicht ab. Während der Schweizer Tourismus unter dem starken Franken leidet und für 2011 mit einem Rückgang der Hotelübernachtungen von 2–3% rechnet, profitieren die Euroländer – besonders das Reiseland Deutschland. 2010 wurde erstmals die historische Marke von 60 Mio. ausländischen Übernachtungen durchbrochen. Vom Übernachtungsplus haben vor allem die Städte profitiert. Nach dem Krisenjahr 2009 hat sich der Geschäftsreiseverkehr erholt und die Metropolen verzeichnen Zuwächse von bis zu zehn Prozent.  

Besonders stark ist das Wachstum der Übernachtungszahlen aus der Schweiz. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Statistische Bundesamt ein Plus von 8,6% auf 4,2 Mio. Übernachtungen registriert. Nach den Niederlanden und den USA ist die Schweiz der drittwichtigste ausländische Quellmarkt für Deutschland. Seit 1994 schreibt die Deutsche Zentrale für Tourismus kontinuierliche Übernachtungszuwächse. Die Zahl der Übernachtungen hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt. Der für Schweizer günstige Euro-Wechselkurs fördert diese Entwicklung. Auch gilt Deutschland als sicheres Reiseland und profitiert indirekt von politischen Unruhen in Badeferien-Regionen.

Es sind jedoch nicht nur äussere Faktoren. Deutschland rührt kräftig die Werbetrommel und erntet die Früchte von Millioneninvestiti-onen in die Infrastruktur, zum Beispiel in die Seebäder an der Ostseeküste. Mit 2,8% der Schweizer Gäste belegt Mecklenburg-Vorpommern jedoch erst den 7. Rang. Direkte Flugverbindungen lassen das deutsche Küstenland jedoch näher rücken. Die meisten Schweizer (rund 60%) zieht es in den Süden (Baden-Württemberg 35%; Bayern 23,6%). Allein die Europaparkgemeinde zählte 184617 Übernachtungen und ist nach Berlin und München die drittbeliebteste Stadt der Schweizer.  

Mit dem diesjährigen Marketingschwerpunkt «Gesundheitsferien und Wellness» wird die DZT hierzulande auch Erfolg haben. Bereits heute kommen 57% der weltweiten Wellnessgäste aus der Schweiz. Ob jedoch die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft die grossen Reiseströme auslöst, bleibt abzuwarten. 2012 werden das «Geschäftsreiseziel Deutschland» sowie die Weinkultur beworben. Auch hier wird das gute Preis-Leistungs-Verhältnis – zum Beispiel als MICE-Destination – ein wichtiges Argument sein.