Ausland-TOs sehen Schweizer Bahnreisegeschäft in Gefahr (Ausgabe 2011-31)

Durch den starken Schweizer Franken verzeichnen Bahnreiseveranstalter in der Euro-Zone massive Buchungseinbrüche im Schweiz-Geschäft.

Das Crossborder-Geschäft zieht in der Schweiz mit dem stetig schwächer werdenden Euro immer weitere Kreise. Auch vor dem Bahnreisegeschäft macht das Grenzgeschäft nicht Halt. 

Mitte Juli titelte ein Artikel im Blick mit «Deutsche verkaufen SBB-Billette billiger», wonach bei der DB bestellte SBB-Tickets um über ein Viertel günstiger gekauft werden können, als in der Schweiz. 

Der Grund dafür ist aber nicht nur Wechselkurs-bedingt, wie SBB-Sprecher Christian Ginsig erklärt. «Diese Billete werden als Anschluss-Tickets für ausländische Bahnkunden verkauft, die mit dem Zug aus dem Ausland in die Schweiz reisen. Aufgrund einer Ausnahmegenehmigung der eidgenössischen Steuerverwaltung sind diese Anschlussbillette von der Mehrwertsteuer befreit.» Zu Auswirkungen, allfälligen Einbussen und Lösungen hinsichtlich des Crossborder-Geschäfts nahm die SBB auf Anfrage von TRAVEL INSIDE nicht weiter Stellung. 

Der schwache Euro-Kurs bzw. der starke Franken macht sich indes auch bei deutschen Bahnreiseveranstaltern bemerkbar. Laut Armin Götz, Geschäftsführer der Internationalen Gesellschaft für Eisenbahnverkehr (IGE GmbH), verteuerte der starke Franken die Reisen um bis zu 30%. «Damit mussten wir eine Preiskorrektur bei unseren Produkten vornehmen, wobei bisherige Preisschwellen (z.B. EUR 995) deutlich überschritten wurden. Entsprechend sind die Buchungen zurückgegangen.» Die Einbussen im Schweiz-Geschäft treffen das Unternehmen aus Hersbruck hart, denn das Geschäft mit Bahnreisen in der Schweiz war bisher sehr wichtig: «Wir hatten zeitweise etwa 2500 Pax jährlich. Der Rückgang war aber durch laufend steigende Kosten im Bahnbereich schon länger spürbar. Massiv wurde er nun durch die Eurokrise. Heute liegen wir bei etwa 600 Pax jährlich.» Entsprechend stellt es um die Umsatzentwicklung: Der Umsatzanteil der Schweiz-Reisen lag bei der IGE früher bei etwa 20% – heute sind es gerade mal noch 5%. Allerdings konnten die Einbussen durch Verlagerung auf andere Reiseziele (z.B. Balkan) ausgeglichen werden.

Einen Trend, wonach Schweizer ihre Bahnreisen durch die Schweiz bei IGE buchen, gibt es laut Götz so gut wie nicht. Allerdings verspürt er eine deutliche Zunahme von Buchungen aus der Schweiz, die Reisen in andere Länder buchen, z.B. nach Skandinavien oder eben in die Balkanländer.

Dass das Schweiz-Geschäft noch zu retten ist, hält der IGE-Geschäftsführer für praktisch unmöglich: «Der Euro-Kurs muss wieder in eine andere Richtung, oder die Einkaufspreise müssen massiv nach unten korrigiert werden. Aber welcher Leistungsträger kann sich das schon leisten?»

Simon Benz