B.A.R.: «Reisebüros können sich nicht immer nur beklagen» (Ausgabe 2010-43)

Jürg Schwarz vom Board of Airline Representatives ist überzeugt, dass eine Profilierung gegenüber Airlines via Jurist keine Probleme löst.

Kaum ein anderes Thema wird derzeit in der Reisebranche so heftig diskutiert wie das Verhältnis zwischen Reisebüros und Airlines. Die Informationspolitik bei Vertragsänderungen durch die Fluggesellschaften und die ADM-Politik haben den Schweizerischen Reisebüro-Verband (SRV) gar dazu bewogen, diese Praktiken juristisch beurteilen zu lassen. Aufgrund dieser Beurteilung, die ganz im Sinne des SRV ausgefallen ist, scheint eine Klage eines SRV-Mitglieds mit Unterstützung durch den Verband nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

TI wollte von Jürg Schwarz (General Manager Schweiz von El Al), dem Präsidenten des Board of Airline Repre-sentatives (B.A.R.), der Vereinigung der in der Schweiz tätigen Fluggesellschaften, wissen, wie denn die B.A.R.-Mitglieder auf die Vorwürfe ihrer wichtigsten Vertriebspartner reagieren.

«Natürlich ist das Ganze ein Thema bei unseren Mitgliedern. Wir als B.A.R. haben aber keine Weisungsbefugnis, sondern sind eine Plattform für den Gedankenaustausch und haben keine Veranlassung, auf die Mitglieder einzuwirken. Wenn es Probleme gibt zwischen Airlines und ihren Vertriebspartnern, so ist das eine Sache zwischen diesen beiden Partnern. Ich denke aber, man sollte die Zusammenarbeit und nicht die Konfrontation suchen. Was jetzt passiert, erstaunt mich sehr. Die Reisebüros schlagen den Sack, also die Airlines, und meinen eigentlich den Esel, sprich den Markt. Eine Profilierung gegenüber den Airlines via Jurist löst das Problem nicht. Der SRV ist da schlecht beraten und ich habe bereits von Airlines gehört, dass sie unter diesen Umständen ihre SRV-Passivmitgliedschaft infrage stellen könnten.»

Als er im März dieses Jahres zum B.A.R.-Präsidenten gewählt worden sei, habe er den Kontakt zum SRV gesucht, um eine Basis für gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Leider habe man auf höchster Ebene kein Interesse signalisiert und auf die Stufe Fachgruppe Flug verwiesen. Auch sei das B.A.R. nie informiert worden, dass der SRV juristische Schritte gegen Mitglieder der Airline-Vereinigung in Betracht ziehen könnte. Er sei immer noch an einer möglichst guten Zusammenarbeit der beiden Verbände interessiert, führt Schwarz weiter aus. Er begrüsst in diesem Zusammenhang, dass demnächst nun doch ein Gespräch zwischen B.A.R. und SRV stattfinden soll. Er ist interessiert, die grundsätzliche Situation zu verbessern, eine Auslegeordnung zu machen und das Ganze zu analysieren. Einen expliziten ADM-Fall zwischen den Verbänden zu besprechen sei hingegen nicht möglich.

Schwarz ist der Meinung, dass Reisebüros bei aus ih-rer Sicht missbräuchlichen ADMs zuerst die vier ersten Punkte in der Vorgehens-Empfehlung des SRV-Juristen beachten sollten, statt sofort an eine Klage zu den-ken: «Das ist der nor-male Weg, dafür braucht es keinen Juristen. In der Schweiz lösen wir Konflikte im gegenseitigen Gespräch.» Er bedauert, dass der SRV seines Erachtens die aktuelle Stimmung zum Anlass für einen Rundumschlag nehme und dabei Sachen vermischt würden, die nichts miteinander zu tun hätten. Das sei der Sache nicht förderlich, letztlich gehe es um eine gute Zusammenarbeit.

An die Reisebüros gerichtet erklärt Schwarz weiter: «Man kann sich nicht immer nur beklagen. Auch die Airlines müssen Arbeiten im Namen Dritter machen, für die sie nicht entschädigt werden. Beispielsweise bei der Einführung der Mehrwertsteuer auf Inlandflügen oder beim Inkasso von Taxen und Steuern für Flughäfen und ausländische Regierungen. Mit der Auftragspauschale können die Reisebüros mehr verdienen, als wenn wir auf die eingebrochenen Flugpreise noch immer eine IATA-Kommission bezahlen würden.»

Urs Hirt