Baustelle Schweiz (Ausgabe 2007-29)

Angelo Heuberger über die Schweizer Marktleader

Die Schweizer Wirtschaft brummt wie schon lange nicht mehr. Alles im Lot, sollte man meinen. Nicht so bei den marktbeherrschenden Schweizer Reiseunternehmen. Sowohl Kuoni als auch Hotelplan präsentieren sich derzeit als veritable «Baustelle». Die Ausgangslagen ähneln sich nur punkto der geografischen
Ausrichtung, sind doch bei beiden primär die Schweizer Aktivitäten betroffen.

Der Hotelplan-Konzern kämpft mit einem Margenproblem. Die akquirierte Travelhouse-Gruppe ist ebenso betroffen wie Hotelplan Schweiz, dort aber offenbar eher akut. Nun hat der CEO HP-Schweiz, Peter Spring, erneut eine neue Organisationsstruktur erstellt. Bereits zum dritten Mal unter seiner Herrschaft müssen sich die HP-Mitarbeitenden einer neuen Struktur unterordnen. Ganze zehn Monate hatte die alte Bestand, wobei auch diese lediglich sechs Monate nach der Reorganisation in eine Matrix-Struktur im März 2006 erfolgt war. Wie stark sich diese ständigen Veränderungen auf die Leistungseffizienz, auf die Motivation oder auch Verunsicherung auswirken, sei dahingestellt.

Motiviert war die Einführung eines neuen Organigramms einerseits durch die Kündigung des Leiters Tour Operating, Stefan Helsing, anderseits aber auch aufgrund der nach wie vor ungenügenden Rentabilität, wie Spring offen zugibt. Hotelplan leidet im TO an einer lange andauernden Margenkrankheit, welche Spring einfach nicht wegzubringen scheint. Auch die «Pille Helsing» nützte nichts, obschon viele bei Hotelplan, darunter auch Spring, sich einig waren, dass genau so ein erfahrener Kopf von aussen gut tun müsste. Helsings Konzept ging nicht auf, sein Führungsstil kontrastierte zudem stark zu Vorgänger Spring. Helsing führte mit der «längeren Leine», liess seinen Untergebenen mehr Spielraum, mehr Eigenverantwortung. Dadurch war er im Betrieb weitaus beliebter als von Spring angenommen, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Der abrupte Abgang Helsings führte intern zu einigem Rumoren. Es scheint von aussen betrachtet auch so, dass Helsing viel stärker, als es bei HP gang und gäbe war, das Risiko gesucht und forciert hatte. Helsing ist weg und damit für viele auch ein Hoffnungsträger weniger an Bord. Nun ist Peter Spring, der sowohl die Position des CEOs als auch des Leiters Tour Operating ad interim bis und mit Sommerproduktion 2008 in Personalunion übernimmt, doppelt gefordert. Schafft er keine markante Wende, dann wird wohl Zuber über spektakuläre und in der Branche bereits seit Längerem erwartete Schritte nicht herumkommen.