Belp-Investoren: «Wir planen keinen Skywork-Flughafen» (Ausgabe 2012-51)

In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit der Alpar sollen die Weichen für die Zukunft des Flughafens gestellt werden.

Letzte Woche überstürzten sich in Bern-Belp die Ereignisse: Eine Investorengruppe um Skywork-Inhaber Daniel Borer gab bekannt, den Flughafen Bern-Belp übernehmen zu wollen und verlangte eine ausserordentliche Generalversammlung, vorgezogene Neuwahlen und die Bildung eines Beirats. Die Flughafenbetreiberin Alpar AG und ihr Verwaltungsratspräsident Fritz Grossniklaus zeigten sich in einem Schreiben erstaunt über «das von der Investorengruppe gewählte verdeckte Vorgehen», da in der bisherigen Zusammenarbeit keine derartigen Absichten erkennbar gewesen seien.

Schon kurz nach der Bekanntgabe lud die Investorengruppe zu einer Medienkonferenz, um die Wogen zu glätten. Daniel Borer selber, der designierte neue VR-Präsident Sébastien Mérillat und Hans-Ulrich Müller (Credit Suisse) schlugen versöhnliche Töne an. «Wir wurden missverstanden. Es handelt sich nicht um eine unfreundliche Übernahme und wir sind nicht verdeckt vorgegangen», erklärte Borer. Bereits im September habe Skywork dem Flughafen klargemacht, dass man über die Rahmenbedingungen für 2013 reden wolle. Doch ging es der Skywork-Führungsriege dann zu langsam. Der Wachstumsprozess des Flughafens habe mit jenem von Skywork nicht Schritt gehalten, legte Borer dar. Und er will bereits für 2013 bessere Bedingungen, um konkurrenzfähig fliegen zu können.

Laut der Aktionärsgruppe geht es nun also darum, den Berner Flughafen konkurrenzfähig zu machen, das nähere Zusammengehen von Airlines und Flughafen zu fördern und andere Airlines dazu einzuladen, am Wachstum in Bern teilzuhaben. Borer räumte ein, dass durch das aktuelle Vorgehen «vor allem bessere Bedingungen für Skywork» geschaffen werden sollen. Schliesslich seien Skywork, die 80% des Verkehrs ab Belp ausmacht, und der Flughafen «wie siamesische Zwillinge». Es sei aber kein Skywork-Airport geplant. 

Verbesserungspotenzial sieht Borer im Non-Aviatik-Bereich, bei den Preisen und  bei den Synergien zwischen Flughafen und Airline. Zudem soll der aktuelle Verwaltungsrat auf fünf bis sieben Personen reduziert werden.

Viel konkreter wurde der schwerreiche Berner Arzt indes nicht. Denn alles ist derzeit im Fluss: Im Rahmen einer VR-Sitzung der Alpar AG, zu welcher auch die Investorengruppe eingeladen war, wurde entschieden, eine gemeinsame Arbeitsgruppe zu den Themen «Operatives», «Strategie», «Non-Aviation» und «Personelle Besetzung des Verwaltungsrats» einzusetzen. Diese Gruppe besteht aus je vier Personen der Alpar und der Investorengruppe und trifft sich in diesen Tagen.

Klar ist, dass die Investoren nicht dem Grössenwahn verfallen: «Wir wollen in dieser Wachstumsphase vor allem stabilisieren», erklärte Müller, derweil Borer anfügte: «Wir wollen am Flughafen die Helikopter, die Bundesbasis und natürlich die reguläre kommerzielle Fliegerei erhalten.» Eine neue, längere Startbahn stehe nicht zur Diskussion, «weil sonst die Nische für Skywork kaputt gemacht wird», wie Borer darlegte.

Simon Benz/
Jean-Claude Raemy