Seit bekannt ist, dass die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg (BER) auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, sind die Airlines mit Hochdruck daran, ihre Flugpläne auf die bisherigen Berliner Flughäfen zurückzuändern. Swiss, die sechsmal täglich nach Berlin fliegt, musste den Flugplan vorerst bis 31. Juli 2012 neu publizieren. Bis auf Weiteres wird der Flughafen Tegel angeflogen, die Flugzeiten ändern sich nicht.
Der Aufwand ist trotzdem beträchtlich: Alle Passagiere müssen auf neue Flugnummern und nach TXL umgebucht, alle E-Tickets angepasst und alle Kunden informiert werden. Diese Prozesse laufen laut Sprecherin Myriam Ziesack seit Montag. Ob Swiss die zusätzlichen Kosten von der Flughafengesellschaft einfordern will, wird geprüft.
Dem Berlin-Sommer schaut Swiss mit gemischten Gefühlen entgegen: «Was genau passiert, ist schwer abzuschätzen, da ja verschiedene Airlines ihre Kapazitäten erhöhen werden. Wir weisen unsere Kunden darauf hin, dass mittels Online-Check-in allfällige lange Wartezeiten am Flughafen umgangen werden können», so Ziesack.
Auch Air Berlin hat angekündigt, das Flugprogramm in Berlin-Tegel fortzusetzen; jede Buchung bleibe bestehen. CEO Hartmut Mehdorn dazu: «Wir müssen das grös-sere Flugprogramm von BER ausgerechnet in der Sommersaison mit alter Infra- struktur in Tegel bewältigen. Damit können wir nur schwer leben.»
Das aktuelle Flugprogramm aus der Schweiz (bis zu sechsmal täglich ZürichBerlin-Tegel) wird gemäss Stefan Gutknecht, Director Sales Switzerland, nun auch nach dem 3. Juni normal aufrechterhalten. Frequenzerhöhungen wegen dem neuen Flughafen waren bei den Schweiz-Flügen vorerst sowieso nicht geplant.
Easyjet hingegen hatte beabsichtigt, die Frequenzen ab Basel auf bis zu fünf pro Tag zu erhöhen. An diesem Plan wird der Billigflieger gemäss Country Manager Thomas Haagensen festhalten, auch wenn man alle Systeme nun auf Berlin-Schönefeld zurückwechselt. «Schönefeld hat genug Kapazität für unseren Flugplan», sagt Haagensen. Er hat gegenüber den Ber-liner Flughäfen deutlich klargestellt, dass ein neuer Eröffnungstermin vor Ablauf des Sommerflugplans Ende Oktober wenig Sinn machen würde. Darin ist sich Easyjet mit Lufthansa und Air Berlin einig.
Nichts ändern wird sich auch für Skywork Airlines, die von Bern-Belp aus zweimal täglich Schönefeld anfliegt. «Unser Zielflughafen wird nun weiterhin Schönefeld heissen, das Areal ist ja dasselbe. An welchem Datum BER eröffnet, ist uns egal», gibt sich CEO Tomislav Lang gelassen. Er findet die Verschiebung höchstens schade, weil er sich durch die Eröffnung von BER mehr Passagiere erhofft hatte. Lang erwartet in Schönefeld weder Chaos noch Verspätungen; «in Berlin-Tegel könnte es allerdings grössere Schwierigkeiten geben, wenn Air Berlin und Lufthansa dort ihre neuen Flugpläne durchsetzen wollen».
Stefan Jäggi