Die Malediven versuchen stets, das Image einer exklusiven Destination zu wahren. Gerne wird betont, wie wichtig es ist, die Natur zu schützen. Demzufolge bemühen sich Hotelanlagen, so ökologisch wie möglich zu funktionieren. Mit eigenen Trinkwasserfiltern und Solarenergie kann in der Tat ein wichtiger Teil beigesteuert werden. Tatsache ist aber, dass noch immer ein grosser Teil der Abfälle gesammelt, auf einer «Müllinsel» deponiert oder einfach im Meer entsorgt wird.
Das ohnehin schon fragile Ökosystem wird künftig aber noch mehr in Mitleidenschaft gezogen. Die staatliche Ölfirma Maldives National Oil Company plant nämlich, vor den heimischen Atollen nach Erdöl zu suchen, da die Malediven als Ölförderland beworben werden sollen. Die Schallwellen, die durch die eingesetzten seismischen Druckluftkanonen entstehen, können für die Meeresbewohner tödlich sein. Von alledem will das Tourismusministerium jedoch nichts wissen und weist mit einer gewissen Nonchalance auf das gute Recht hin, die Ressourcen, die einem zur Verfügung stehen, auch zu nutzen.
Auch was die Exklusivität angeht, könnte es Überschneidungen geben. Man spricht von Qualität und nicht von Quantität. Das Tourismuskonzept, das bisher ein Resort pro Insel vorsah, gilt inzwischen aber als überholt. Mit der Schaffung mehrerer Hotelanlagen auf einer Insel im Rahmen des «Thumburi Guest House Island Project» will man der Nachfrage aus dem mittleren Marktsegment gerecht werden und das touristische Portfolio im Drei- und Viersternebereich erweitern. Es wird also weiter fleissig Volumen generiert.
Ob die Malediven als Reiseziel weiterhin attraktiv bleiben, wird sich noch zeigen. Erste Einbussen an Gästen aus der Schweiz musste die Inselgruppe im vergangenen Jahr bereits in Kauf nehmen. Bleibt zu hoffen, dass die beiden Trümpfe, die der Inselstaat noch in der Hand hält, nämlich die Exklusivität und die einzigartige Natur, nicht endgültig aufs Spiel gesetzt werden.
Melanie Mooser