Der Airline-Gigant British Airways (BA) kämpft wie schon im vergangenen
Jahr auch 2008 mit Widerwärtigkeiten. Schweiz-Chef Sam Heine erklärt
denn auch: «Die erste Jahreshälfte war eine echte Herausforderung für
BA, auch in der Schweiz. Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld ist für
Airlines so schlecht wie noch nie; die Ergebnisse im ersten Quartal
fielen aufgrund des hohen Treibstoffpreises, gekoppelt mit schwächerer
Nachfrage, deutlich schlechter aus als noch im Vorjahr.» Zur Info: Der
Vorsteuergewinn von BA sank im ersten Geschäftsquartal um 88% auf 37
Mio. Pfund.
Der innerhalb eines Jahres praktisch verdoppelte Ölpreis ist weiterhin
das Damoklesschwert vieler Airlines. BA konnte zwar einigermassen
erfolgreich «hedgen». Die alleine im ersten Quartal um umgerechnet CHF
480 Mio. gestiegenen Treibstoffpreise konnten dennoch nicht ganz
abgefedert werden. Für das ganze Jahr rechnet BA mit einer
Kerosinrechnung von rund CHF 6,2 Mia. Das entspricht CHF 16,5 Mio.
Fuel-Ausgaben pro Tag.
Heine bleibt dennoch zuversichtlich: «British Airways ist bereit für
die kommenden Herausforderungen. Die Kapazität im Winterflugplan wird
reduziert, ohne dass das Netzwerk signifikant eingeschränkt wird.
Ausserdem haben wir die Situation an unserem Hub London-Heathrow jetzt
im Griff.»
Das brandneue, BA-eigene Terminal 5 kämpfte zu Beginn bekanntlich mit
grossen Problemen; inzwischen wird der Verkehr dort aber normal
abgewi-ckelt, und bereits sechs Millionen Passagiere haben das Terminal
genutzt. Nach der Sommersaison wird BA dann gänzlich von Terminal 4 ins
Terminal 5 umziehen (zurzeit sind in letzterem erst die
Langstreckenflüge beheimatet).
Weiter spielt British Airways im globalen Konsolidierungskarussell eine
aktive Rolle: Der Merger mit Iberia ist auf gutem Weg und dürfte in
wenigen Monaten unter Dach und Fach sein. Und die erweiterte
Transatlantik-Kooperation mit American Airlines (und Iberia) wird
ebenfalls aktiv propagiert.
Kommt hinzu, dass BA ab 2010 sechs fabrikneue Boeing 777-300ER erhalten
wird. Diese sind um 23% effizienter im Treibstoffverbrauch als die
zurzeit noch verwendeten Boeing 747-400.
Laut Heine testet BA auch immer wieder neue Pricing-Modelle. Kürzlich
lancierte BA wieder Hammerpreise für Fernflüge im Schweizer Markt,
darunter auch in die ex Schweiz beliebtesten Longhaul-Destinationen New
York, Montreal, Los Angeles, San Francisco oder Vancouver. In der
Werbung wurde deutlich darauf hingewiesen, dass unter www.ba.com
gebucht werden soll.
Darauf angesprochen, meint Heine: «Die Reisebüros bleiben ein
Schlüssel-Element in unserer Distribution. Wir wollen unseren Kunden
aber verschiedene Buchungsmöglichkeiten geben, und dazu gehört auch
Direktvertrieb. Das entspricht offenbar einem Bedürfnis, den die
Buchungszahlen über ba.com nehmen deutlich zu.»
Dass das zweite Halbjahr besser wird, davon ist Heine überzeugt.
Air-France-Tochter Cityjet ist bereits aus der Konkurrenz auf der
Strecke Zürich-London-City ausgeschieden. Einfach wird es dennoch
nicht: Soeben hat Easyjet neue Tiefstpreise ab Genf und Basel nach
England angekündigt.
Jean-Claude Raemy



