Die von den Airlines praktizierte Abrechnung der Treibstoffzuschläge
über die Tax Box hat schon viel zu reden gegeben. Insbesondere die
Broker sind unglücklich: Da die Flugpreise sinken (während die Taxen
steigen), trifft der Margenverlust die Consolidator hart. Das Verhalten
der Fluggesellschaften wird als «vertriebsfeindlich» taxiert.
In der aktuellen Diskussion um nicht erstattete Treibstoffgebühren bei
nicht erstattbaren Tickets (TRAVEL INSIDE berichtete) kommt den Brokern
die Galle nun wieder hoch. Thomas Althaus, Head of Flight Center &
Corporate Sales bei TUI Suisse/Flex Travel, bringt das Problem auf den
Punkt: «Dass neuerdings die Fuel Surcharges überhaupt nicht oder nur
teilweise rückerstattet werden, ist inakzeptabel. Der Kunde, der ein
Flugticket annulliert, bezahlt in diesem Fall die Stornokosten gemäss
den geltenden Bedingungen. Die Airline kann den Sitzplatz
weiterverkaufen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum ein Kunde, welcher
nicht fliegt, noch einen Anteil am Fuelzuschlag bezahlen soll.»
Marc Zinniker, Senior PM Ticketshop/Carshop bei Kuoni, stimmt überein:
«Diese Praxis ist für uns absolut inakzeptabel und wir diskutieren
intensiv mit den wenigen Airlines, welche dies so handhaben wollen.
Grundsätzlich wäre es an der Zeit, die Fuel Sur-charge nicht mehr
separat auszuweisen, sondern diese in die Tarife einzurechnen.»
Am deutlichsten wird Marcel Herter, Director Broking Services
& Purchasing bei M-Travel Switzerland: «Die Praxis der Verrechnung
von Treibstoffzuschlägen wird von den Flugge- sellschaften ad absurdum
geführt.» Als Beispiel nennt er eine Aktion von Austrian Airlines, wo
ein Red Ticket von Zürich via Wien nach Dubai und retour CHF 48
kostet die Zuschläge aber CHF 471! «Wir haben Verständnis für
das System von Treibstoffzuschlägen in Zei-ten extremer Volatilität der
Treibstoffpreise. Kein Verständnis haben wir für den Umstand, dass
diese Treibstoffzuschläge von fast allen Fluggesellschaften als
Taxen und nicht als Tarifbestand- teil behandelt und ausgewiesen
werden. Ebenso gibt es keinen Grund, weshalb heute, wo der Preis eines
Barrels Öl wieder unter dem Niveau von 2005 liegt, Treibstoffzuschläge
aufrechterhalten werden. Der Hauptzweck der Fuel Surcharges bei
Airlines ist das Einsparen von Kommissionen und Incentives!»
Als mögliche Massnahmen dagegen sollte die Branche laut Herter ins
Au-ge fassen, Airlines zu bevorzugen, welche die Fuel Surcharge in den
Tarif inkludieren, wie Emirates oder Continental.
Ist das Verhältnis Airline/ Broker nachhaltig erschüttert? Das ginge
wohl zu weit. «Es gibt im Moment sicher einige Themen, welche
Anlass zu Diskussionen geben und das Verhältnis teilweise trüben. Dies
betrifft aber nicht generell alle Airlines », erklärt etwa Zinniker.
Althaus fügt an: «Überrascht sind wir immer wieder, dass Anpassungen
nicht vorher mit den Vertriebspartnern besprochen, diskutiert und mit
ihnen gemeinsam eine Lösung in Bezug auf die Abwicklung, die Höhe von
Kos-ten etc. gesucht wird. Die einseitige Einführung von Massnahmen
löst unnöti-
ge Gegenmassnahmen aus, führt zu einer Verhärtung der Fronten und zu unnötigem und kostspieligem Zeitverlust.»
Herter spricht dazu Klartext: «Den Airlines fehlt es am Verständnis für
die Prozesse und Marktteilnehmer in unserem Distributionskanal. Sie
legen eine egozentrische Betrachtung des Gesamtmarktes an den Tag.»
Jean-Claude Raemy