Brüllhardt: «Alle Freiheiten beim Flugeinkauf» (Ausgabe 2010-14)

Herr Brüllhardt, wie sehen die Buchungsstände auf der Mittelstrecke derzeit aus? Im Moment stehen wir mit den Umsätzen im tiefen einstelligen Minus-Bereich gegenüber Vorjahr. Die Passagierzahlen liegen ungefähr auf Vorjahresniveau. Was sehr gut läuft, ist die Türkei. Das kommt aber nicht überraschend, darum haben wir in diesem Sommer auch entsprechend mehr Kapazitäten aufgelegt. Ebenfalls sind

Herr Brüllhardt, wie sehen die Buchungsstände auf der Mittelstrecke derzeit aus?
Im Moment stehen wir mit den Umsätzen im tiefen einstelligen
Minus-Bereich gegenüber Vorjahr. Die Passagierzahlen liegen ungefähr
auf Vorjahresniveau.
Was sehr gut läuft, ist die Türkei. Das kommt aber nicht überraschend,
darum haben wir in diesem Sommer auch entsprechend mehr Kapazitäten
aufgelegt. Ebenfalls sind wir mit Zypern zufrieden, wo wir die Preise –
unter anderem durch die Flüge mit Viking Airlines – deutlich senken
konnten. Zudem sind wir im Kurz- und Mittelstrecken-
Bereich auch mit Griechenland, den Balearen und Kanaren sehr zufrieden.

Ist im 2010 demnach der Preis der Entscheidungs-faktor der Kunden?
Ich kenne kein Jahr, in dem der Preis nicht entscheidend war. Es gibt
Kunden, die auf den Preis fixiert sind, aber grosse Dossiers,
beispielsweise gerade in Zypern, beweisen, dass es auch anders geht.
Nur auf den Preis allein setzen wir nie. Aber man muss preislich
attraktiv sein, weil man schon immer austauschbar und vergleichbar war.

Gibt es bereits Änderungen im Sommerflugplan 2010?
In Tunesien hatten wir im Monat März für Buchungen im April einen
Buchungsstau. Aus diesem Grund haben wir für den April die vier
Tunisair-Rotationen zu zwei Dreiecksflügen Zürich–
Genf–Djerba und Zürich–Genf–Monastir zusammengelegt. Es zeigt sich jedoch bereits wieder eine Erholung für die Destination.
Während es im Sommer noch einige freie Plätze gibt, läuft der Herbst
schon jetzt sehr gut. Aus diesem Grund werden wir mit Sicherheit einige
Zusatzflüge auflegen. Der Herbst ist eine wichtige Badeferiensaison und
wir beobachten die Situation derzeit genau.

Wie sieht die Buchungslage bei den neuen Fluggesellschaften Viking Airlines und Koral Blue aus?
Per Stand Ende März können wir bereits sagen, dass wir keine Flüge mit
den neuen Airlines, die wir alleine chartern, annullieren werden. Alles
wird planmässig geflogen. Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass ich
dies zum heutigen Zeitpunkt bereits garantieren kann.
Das zeigt, dass wir mit unserem Flug-Produkte-Mix sehr gut fahren. Das
heisst, an jede Destination haben wir eine günstigere und neue Airline
sowie die bekannte Edelweiss Air. Dieser Flug-Mix deckt sich mit dem
Bild der im Markt vorhandenen Kaufkraft. Diese Flüge werden auch bei
allen Reisemarken von MTCH AG angeboten.

Wie wichtig ist die Markenbekanntheit der Airlines für den Kunden?
Wir sehen, wie gebucht wird: Die günstigen Airlines, auf denen wir mehr
Kontingente haben, werden stärker gebucht als teurere
Fluggesellschaften, auf denen wir weniger Kontingente haben. Das
heisst, es wird genau in diesem Verhältnis gebucht, wie wir uns das
vorgestellt haben.

Für den Sommer 2010 hat MTCH deutlich weniger Flüge eingekauft als noch
2009. Trotzdem gibt es noch freie Plätze. Ist mit einem Preiszerfall zu
rechnen?
Es wird definitiv keinen Preiszerfall geben. All diejenigen, die
meinen, sie kämen in diesem Jahr umsonst zu Sommerferien, werden –
zumindest in unserem Angebot – nicht fündig. Es wurden generell weniger
Sitze eingekauft als im letzten Jahr.

Wie gestaltet sich für Sie der Einkauf von Flugplätzen  seit dem Verkauf der Belair-Beteiligung?
Wir beginnen den Flugeinkauf jede Saison wieder von vorne. Wir haben
heute keine Verpflichtung mehr. Aus diesem Grund können wir den Einkauf
so betreiben, wie wir es möchten. Das ist in der heutigen Zeit
elementar, da wir von den uns bietenden Möglichkeiten profitieren
können. Die Vollcharter-Deals mit Viking Airlines und Koral Blue wären
nicht möglich gewesen, wenn wir beim Flugeinkauf noch eine eigene
Airline gehabt hätten. Wir haben heute alle Freiheiten beim
Flug-Einkauf.

Haben sich für MTCH die Einkaufspreise bei Air Berlin durch die neuen Besitzverhältnisse geändert?
Unsere Preise bei Air Berlin halten sich auf dem Niveau des Schweizer
Marktes. Die Preise richten sich nach dem Volumen, das vom Veranstalter
übernommen wird. Unsere Strategie ist, dass wir an die
Massendestinationen zwei verschiedene Flugangebote auflegen.

Wurde denn das Risiko mit den Vollchartern nicht noch erhöht?
Nein, das haben wir nicht. Wir haben für 2010 weniger Sitze eingekauft und diese zu einem günstigeren Preis.

Die Anzahl Flüge, auf welchen MTCH Kontingente hat, wurde für 2010 um
rund ein Drittel reduziert. Wie sieht es mit den eingekauften
Kontingenten aus?
Dadurch, dass wir in diesem Sommer Vollcharter fliegen, lässt sich dies
nicht eins zu eins übertragen. Die Anzahl Rotationen ist das eine, die
Kontingente das andere. Aus diesem Grund haben sich unsere Flugsitze
nicht um ein Drittel reduziert.

Welches sind die Gründe, warum MTCH im Sommerflugplan 2010 nicht mehr mit Hello fliegt?
Die Angebote der neuen Airlines waren für uns attraktiver. Für die
Zusatzflüge, welche wir zurzeit am Abklären sind, gibt es aber noch
immer Spielraum.

Wird die Taktik der Sommer- saison 2010 mit den neuen Airlines auch in den kommenden Flugplänen zur Anwendung kommen?
Wie erwähnt, beginnen wir mit dem Flugeinkauf für die nächste Saison
wieder neu und bei der Planung spielen viele Faktoren mit. Die
Verhandlungen sind im Gange und das Resultat sehen wir in den nächsten
Winterkatalogen.
Simon Benz