Buchungen lassen auf sich warten – TO passen Kapazitäten an (Ausgabe 2009-11)

Wird es mehr Last-Minute-Angebote geben? Unter den TO herrscht bei dieser Frage Uneinigkeit.

«Rund 13 Prozent unter dem Vorjahresniveau» liege der Buchungsstand für
die Wintersaison 2008/09 umsatzmässig, stellt Martin Wittwer, CEO TUI
Suisse, klar.  Nur wenig besser sieht es bei M-Travel Switzerland
aus, wo Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir kommuniziert, dass sich
die beiden ersten Monate des Jahres «im tiefen einstelligen
Minusbereich» bewegen. Keine Zahlen bekannt gibt Kuoni Schweiz.

Einig sind sich die drei grossen Tour Operator darin, dass die
Buchungen nicht verloren seien, sondern bloss auf sich warten lassen.
So ist Martin Wittwer überzeugt, dass Herr und Frau Schweizer auf den
gepackten Koffern sitzen.  Ähnlich tönt es bei MTCH: «Es ist ein
gewisser Buchungsstau vorhanden. Das heisst, die Reisegäste buchen
tendenziell eher kurzfristiger.»

Dies beobachtet auch Marianne Häuptli, TO-Chefin von Kuoni Schweiz:
«Interessanterweise sind dies jedoch vielfach auch attraktive
Katalogangebote und nicht nur Sonderaktionen. Die Kunden setzen
weiterhin auf Qualität. Wer gerne den Komfort und Service eines 4- oder
5-Sterne-Hotels schätzt, verbringt nicht plötzlich Ferien im
2-Sterne-Haus.» Bei TUI Suisse heisst es, sei die Zurückhaltung vor
allem bei den Badeferien-Pauschalreisen und weniger bei den
Modularreisen zu spüren.

An den Flugkapazitäten schrauben alle drei Veranstalter, weisen dies
jedoch als laufenden Prozess aus. «Grundsätzlich gilt für die ganze
Branche: Es wird nicht alles geflogen, was zu Beginn angekündigt
wurde», erinnert Marianne Häuptli.

Uneinig sind sich die drei Veranstalter bei der Frage nach der Menge an
Last-Minute-Angeboten, welche im Markt zu erwarten sind. Während Prisca
Huguenin-dit-Lenoir die Frage nach einer eventuellen Zunahme mit einem
klaren «Nein» beantwortet, nuanciert Martin Wittwer die Situation.
«Aufgrund der Kapazitäten, welche laufend der Nachfrage angepasst
werden, wird es tendenziell nicht so viele günstige
Last-Minute-Angebote geben wie man annehmen könnte.» Marianne Häuptli
hingegen ist anderer Meinung: «2009 sehen wir sicher mehr
Last-Minute-Angebote, da die Konsumenten kurzfristiger buchen.»

Einen regelrechten Preiskampf erwartet keiner der drei TOs, nicht
zuletzt weil alle darauf setzen, dass die Buchungen noch eintrudeln.
«Im Moment sind die Buchungen der Schweizer ins Ausland noch etwas
zögerlich», gibt MTCH-Sprecherin Huguenin-dit-Lenoir zu, schränkt aber
ein: «Doch generell werden die Kunden weiterhin ihren Urlaub im Ausland
verbringen.»

Ähnlicher Ansicht ist Marianne Häuptli: «2009 wird zweifellos kein
Rekordjahr. Die Zurückhaltung der Konsumenten ist spürbar. Es zeigt
sich, dass diese kurzfristiger buchen und nicht vollständig auf Ferien
verzichten wollen. Zweit- und Drittferien dürften die schwierige
wirtschaftliche Situation hingegen stärker spüren.» Ein rückläufiges
Volumen prognostiziert auch Wittwer: «Nach Jahren des Wachstums gehen
wir für die nächsten Monate von einer Stagnation bis zu einem Rückgang
aus.»   

Urs Hirt/Sara Marty