Der April 2014 war kein Parademonat für die Reisebranche. Die Schweizer Reisebüros verloren 11% Umsatz im Vorjahresvergleich. Ebenfalls 11% vermelden die deutschen Reisebüros; bei unserem nördlichen Nachbarn spricht man vom schlechtesten April seit fünf Jahren. Bei den Franzosen war es mit 17% sogar ein «katastrophaler Monat». Und auch auf Veranstalterseite geben viele zu Protokoll, dass die Nachfragekurve nach einem starken Start ins Jahr abgeflacht sei.
Für die April-Baisse gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Da sowohl Ostern als auch Frühlingsferien im April stattfanden, wurden im April eher Reisen durchgeführt statt neue gebucht. Ausserdem ist der April genau die Zeit, in der alle Frühbucheraktionen abgelaufen sind, die Last-Minute-Angebote aber noch nicht auf dem Markt sind. Da es einen gewissen Trend zu dieser Polarisierung gibt Familien buchen immer früher, Unentschlossene und Ungebundene warten immer länger zu , ist es nur natürlich, dass es zwischendrin ein Loch gibt. Unter dem Strich und unter Berücksichtigung der starken Frühbuchersaison befinden sich die Veranstalter ja immer noch im Plus im Gegensatz zu den Reisebüros übrigens.
Spannender als die Analyse der einzelnen Monate ist aber die Entwicklung des Yield Managements generell. Schon letztes Jahr gaben TUI und Hotelplan an, die Risiko-Charterkapazitäten reduziert zu haben, zugunsten zugebuchter Linienflüge. Dieses Jahr hat auch Kuoni Risiko rausgenommen, da er nicht mehr an den Vertrag mit Edelweiss gebunden ist.
Der Plan wäre natürlich, dadurch weniger Produkte zu Dumpingpreisen verkaufen zu müssen. Ob dies immer klappt, ist zum Beispiel angesichts der extrem tiefen Schnäppchenpreise von Hotelplan fraglich. Es ist deshalb gut möglich, dass die Charterketten nächstes Jahr noch kürzer sein werden. Wer einen flexiblen Airlinepartner hat, kann sich mit den Charterflügen praktisch auf die Hochsaison beschränken.
Stefan Jäggi