CH-Kreuzfahrtmarkt unter der Lupe (Ausgabe 2015-23)

Druck auf die Vermittler steigt

Was Angaben zum Kreuzfahrtmarkt Schweiz angeht, ist die Branche auf Vermutungen angewiesen. Offizielle Zahlen fehlen, deshalb versucht TRAVEL INSIDE, jeweils im Rahmen einer umfassenden Umfrage etwas Licht ins Dunkle zu bringen. Die insgesamt 18 Anbieter (Reedereien, Veranstalter, Agenturen), die mit -ihren individuellen Inputs zu einem Gesamtbild beitrugen, dürften den Markt weitgehend repräsentieren.  

Nebst den Zahlen und Trends, die wir aus den kumulierten Aussagen abgeleitet präsentieren, schimmert da und dort auch ein gewisses Malaise durch. Dies betrifft weniger die (im Ausland domizilierten) Reedereien, die sich am High-Yield-Markt Schweiz erfreuen, sondern die hiesigen Vermittler. Deren Geschäft hängt volumenmässig oft von den zwei Marktdominatoren Costa und MSC ab, die mindestens zwei Drittel des Marktes (in Passagieren) beherrschen dürften. 

Die Frankenfreigabe im Januar hat vorerst dazu geführt, dass der Buchungseingang gestört wurde und der Anteil an Crossborder-Buchungen sprunghaft anstieg. Dass die mit Schweizer Franken operierenden Costa und MSC umgehend reagierten (und die anderen Reedereien ihre Preisparität unterstrichen), konnte nicht verhindern, dass auch die Kreuzfahrten in den «Im-Ausland-ist’s-nun-billiger»-Sog gerieten. Seither verläuft das Geschäft schleppend, es droht eine Last-Minute-Welle. 

Denn der missratene Jahresauftakt dürfte auch bei den Platzhirschen die Soll-Zahlen durcheinandergewirbelt haben. Und sie reagieren so, wie man überall in einer volumengetriebenen Industrie mit verderblicher Ware reagiert: Man versucht die Löcher mit allerlei Promotionen zu füllen. Keine Freude haben die Vermittler, die solche Promos ausschreiben und kurz darauf bereits von der nächsten Promo überholt werden. Sie vermissen die klare Linie der Reedereien – doch das ist wohl der Preis, den die bis anhin eher verwöhnte Branche nun zu zahlen lernen muss. 

Beat Eichenberger