Die Verantwortlichen des Flughafens Bern-Belp blicken auf ein
erfolgreiches Jahr zurück. Kumuliert von Januar bis Oktober 2008 hat
sich die Passagierzahl gegenüber der Vorjahresperiode um 2,77%
vergrössert, bei einer gleichzeitigen Abnahme der Flugbewegungen von
4%. Besonders der Charter-Bereich ist gewaltig gewachsen. Mit einer
Steigerung von 49,9% bei den Passagierzahlen beträgt der Charter-Anteil
bereits 45%. Charles Riesen, noch bis Ende Jahr Flughafendirektor: «Die
neuen Charter-Destinationen fanden guten Anklang. Wenn wir die Dash von
Skywork den ganzen Sommer über zur Verfügung gehabt hätten, wäre die
Steigerung im Charter-Bereich noch grösser.»
Als positives Highlight des Jahres nennt Riesen nicht nur die gut
angelaufenen Flüge nach Nordafrika, sondern auch die Euro 08: «Nicht
nur wegen den zusätzlichen Passagieren, sondern weil die Euro einen
neuen Geist in unserem Team entfacht hat, der nachhaltig wirkt.»
Mit Air France (ab Januar, siehe Box) und Etihad (Lufthansa-Feeder nach
München, laut Riesen auch für das Incoming wichtig) wurde das
Streckennetz zusätzlich erweitert. Aber auch die Flüge mit Skitouristen
ab Grossbritannien nach Bern sind für den Flughafen wichtig. «Von
London nach Bern erreichen wir dank Einsatz eines Airbus A319 der
Hamburg International, der für Inghams fliegt, fast eine Verdoppelung
der Sitzplätze ein wichtiger Meilenstein für uns und eine Befruchtung
für das Berner Oberland», freut sich Riesen.
Neue Möglichkeiten, auch im Charter-Bereich, sieht Mathias Häberli, ab
Januar Nachfolger von Riesen: «Je nach Erfahrungen mit der A319 gibt es
allenfalls auch im Sommer Einsatzmöglichkeiten für ein Flugzeug dieser
Grösse, was einem Quantensprung gleich kommen würde. Auch mit Modellen,
wie es von Etihad praktiziert wird, liegt noch mehr drin. Grundsätzlich
ist mir aber für 2009 Kontinuität wichtig.»
Häberli will die Koordination mit Wirtschaftsförderung, Tourismus und
Politik mittels einer «Task-Force-Akquisition» unbedingt fortsetzen.
«Das Tor zum Tourismus ist das Ziel im Incoming. Damit wir diesen
Bereich weiter steigern können, braucht es immer noch ein Umdenken. Oft
hinkt der Flugverkehr bei der Unterstützung durch den Staat anderen
Verkehrsmitteln wie der Bahn noch hinterher, obwohl die Wertschöpfung
höher ist», so Häberli. Die volkswirtschaftliche Bedeutung lässt sich
messen: 2004 betrug sie im weiteren Sinn CHF 252 Mio. und 1720
Vollzeitstellen.
Ab März 2009 wird Bern-Belp zur Schengen-Aussengrenze. «Obwohl wir für
2009 keinen Rappen Unterstützung für die Minimum-Investitionen von CHF
2,5 bis CHF 3 Mio. erhalten, werden wir rechtzeitig eine
prozessorientierte Lösung haben», sagt Häberli. Die fehlende
Unterstützung bemängelt auch Riesen: «Nun muss eine private
Unternehmung die Grenze sichern ohne Unterstützung durch den Staat.
Das ist etwa, wie wenn die Tankstelle beim Grenzübergang Vaduz
plötzlich ohne Entschädigung Grenzkontrollen durchführen müsste.»
Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr war bisher in Bern-Belp alles
andere als optimal gelöst. Das ändert sich per 29. März 2009, wenn
umweltfreundliche Gas-Busse von Bernmobil den Berner Hauptbahnhof via
Eigerplatz und Wabern mit dem Terminal regelmässig verbinden. Häberli:
«Der Fahrplan wird zurzeit ausgearbeitet. Ideal wäre natürlich ein
Stundentakt.» Positiv sehen Häberli und Riesen auch die Wiedereröffnung
des Flughafen-hotels mit 16 Zimmern, Restaurants, Lounges und
Sitzungszimmern.
Chris Probst
Air France bindet den Flughafen Bern ans Skyteam-Streckennetz an
Ab 19. Januar nimmt Air France zwei tägliche Flüge von Bern-Belp nach
Paris Orly auf. Der Morgenflug hebt um 06.40 Uhr in Bern ab und landet
um 07.55 Uhr in Paris. Abends startet die Maschine um 18.50 Uhr in
Paris und erreicht Bern um 20.20 Uhr. Zum Einsatz kommt eine
48-plätzige ATR 42-500. In Orly gibt es direkte Anschlussverbindungen
zu 24 innerfranzösischen Desti-nationen darunter nach Korsika, mit
den Air-France-Shuttle-Flü-gen nach Bordeaux (14 x täglich), Marseille
(17 x täglich), Nizza (21 x täglich) und Toulouse (29 x täglich). Auf
der Langstrecke geht es weiter in die Karibik und zu Zielen im
Indischen Ozean. Somit ist der Flughafen Bern durch zwei Allianzen
(Skyteam mit Air France und Star Alliance mit Lufthansa) an die Welt
angebunden. Im Newsletter des Flughafens Bern ist zu lesen, dass es
sich um die schnellste Verbindung aus der Region Bern nach Paris
handelt, dass die Preise nicht teurer sind als für Flüge ab Zürich oder
Basel und dass der Flug günstiger ist als der TGV.
CP
Neu nach Djerba und Zakynthos
Im Sommer 2009 werden ab Bern mit Djerba und Zakynthos zwei neue
Ferienziele angeboten. Vorgesehen sind auch die bewährten Ferienflüge
nach Figari, Preveza, Cagliari, Elba, Olbia, Tortoli/Arbatax, Mallorca,
Menorca und Tabarka. Veranstalter sind Aaretal, Chiappa, Kuoni,
Universal und Xenotours.
Häberli ersetzt Riesen als Flughafendirektor
Per 1. Januar 2009 wird der bisherige Chief Operating Officer (COO) des
Flughafens, Mathias Häberli, neuer Flughafendirektor. Häberli studierte
Maschinenbau mit der Spezialisierung
im Bereich Flugzeugbau und Aerodynamik und absolvierte ein
Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft sowie ein Executive MBA in
International Management. Als Flugzeugingenieur war er bei der Gruppe
Rüstung des VBS für das Kampfflugzeug «Tiger F-5» zuständig. Bei der
Luftwaffe, seinem letzten Arbeitgeber, baute er das
Unternehmens-Controlling auf.
Charles Riesen, seit 17 Jahren Direktor und von 1985 bis 1991
Verwaltungsrat, wird zwar per 31. Dezember pensioniert, steht der
Flughafenbetreiberin Alpar AG aber weiterhin zur Verfügung er nimmt
wieder Einsitz im Verwaltungsrat, wird dessen Delegierter und
unterstützt Häberli, ohne operativ tätig zu sein. «Eine saubere
Ablösung ist wichtig. Der Vorgänger darf nicht im Schatten seines
Nachfolgers stehen», betont Riesen.
CP