Crossborder-Ärger: Ende gut, alles gut? (Ausgabe 2013-37)

Costa harmonisiert die Kreuzfahrten-Preise

Die Tatsache, dass einzelne Volumenreedereien in europäischen Ländern mit unterschiedlichen Preisbildern auftraten, hat vor zwei Jahren weit über die Reisebranche hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Denn die Schweiz galt im Vergleich mit z.B. Deutschland als «Hochpreis-insel». Dieser Sachverhalt liess sich im Zeitalter des Inter-nets nicht mehr verheimlichen, und immer mehr Schweizer Endkunden buchten Kreuzfahrten über deutsche Portale, zusätzlich getrieben durch die Währungsentwicklung. Das Crossborder-Geschäft nahm rasant zu und entzog dem Schweizer Vertrieb spürbaren Umsatz: In der Branche sprach man von 15000 bis 20000 Passagieren, die man so an «Deutschland» verlor. 

MSC nahm sich darauf mit der Erklärung aus der Schusslinie, dass es auf Grund der Marktpreise zwar gewisse Differenzen geben könne, die Katalogpreise aber in jedem europäischen Land grundsätzlich identisch seien. Anders Costa: Man stand zu den unterschiedlichen Preisbildern und reagierte mit einer skurrilen Anordnung auf den Buchungsansturm aus der Schweiz: Deutschen Vertriebspartnern wurde angedroht, dass man nur noch Buchungen für Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland akzeptiere, andernfalls keine Kommission entrichtet werde. Damit geriet Costa aber beim deutschen Vertrieb böse in die Bredouille – die Anordnung wurde im letzten Herbst wieder aufgehoben. Und hierzulande begann sich gar die Wettbewerbskommission mit Costa zu beschäftigen (was allerdings versandete) – das Thema «Crossborder-Booking» brodelte in allen Medien.

 Mit der Entschärfung der Währungssituation, generellen Preisanpassungen nach der Concordia-Havarie und der wachsenden Erkenntnis, dass sich die Crossborder-Vorteile möglicherweise doch im Rahmen halten, verschwand das Thema seither aus den Schlagzeilen. Nun hat auch Costa ihrerseits einen Schlussstrich gezogen: Im Zusammenhang mit einer Reformierung des Preissystems erfolge gleichzeitig auch eine Harmonisierung der Preise in Europa, bestätigte Marketingchef Dario Rustico gegenüber TRAVEL INSIDE. 

Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Auch wenn es kaum mehr grosse finanzielle Anreize geben dürfte, Kreuzfahrten jenseits der Grenze zu buchen, werden viele Schweizer weiterhin aus Gewohnheit oder der vagen Hoffnung, «drüben» sei es eh immer billiger, über deutsche Portale buchen. Der angerichtete Schaden für die Schweizer Branche löst sich nicht einfach so in Luft auf.

Beat Eichenberger