Der anhaltend tiefe Euro stellt die Schweizer Reisebüros vor Probleme insbesondere jene in Grenznähe, wo die Kundschaft problemlos kurz jenseits der Grenze bei einem Konkurrenten buchen kann. Kunden müssen aber nicht über die Grenze fahren, denn in grenznahen Reisebüros in der Schweiz kommt man auch in den Genuss der ausländischen Angebote. Markus Arnold (Arnold Reisen/Knecht Reisen, Rheinfelden) erklärt: «Natürlich haben wir deutsche Anbieter im Angebot, etwa 1-2-Fly, Neckermann oder FTI. Dabei werden zumeist die Schweizer Angebote in Europreisen gebucht. Der aktuelle Euroumrechnungskurs von 1.29 bei 1-2-Fly kommt uns da sehr entgegen. Natürlich gibt es auch viele Schweizer, welche in Badisch-Rheinfelden buchen; die dortigen Reisebüros werben auch ziemlich aggressiv in der Lokalpresse etc. und argumentieren mit keine Auftragspauschale, tiefer Europreis. Wir setzen auf unsere Stammkundschaft sowie auf Service, welcher meiner Ansicht nach bei Schweizer Reisebüros meistens besser ist als in deutschen Reisebüros. Am meisten zu schaffen macht uns zurzeit aber nicht der Eurokurs, sondern die generelle Reise-Unlust der Schweizer.»
Martin Kaufmann (RMR Schaffhausen) sieht im tiefen Euro das grosse Problem: «Dadurch verlieren wir viele Kunden, welche a priori davon ausgehen, dass in Deutschland gebuchte Reisen günstiger sind. Wir sind gezwungen, schon bei der Beratung Preisvergleiche anzustellen. Wir haben u.a. auch Angebote von Neckermann oder Jahn Reisen im Angebot. Wir buchen natürlich lieber Schweizer TOs, aber wir müssen dem Kundenwunsch entsprechen. Ich möchte aber hervorheben, dass wir auch Kundschaft aus Deutschland haben, welche den Service und die Beratung in unserem Reisebüro schätzt.»
In Schaffhausen aktiv auf Kundenfang ist beispielsweise Pomorin Reisen mit Sitz im deutschen Jestetten, das von Inhaber Bernd Pomorin als «Schweizer Reisebüro auf deutschem Boden» bezeichnet wird. Pomorin verkauft deutsche Anbieter, aber auch Angebote von Kuoni und TUI Suisse, welche in Schweizer Franken fakturiert werden. Die Hotelplan-Agentur musste mangels Umsatz abgegeben werden. Restrikti-onen bzw. Produkte, die Pomorin nur mit Auflagen an Schweizer verkaufen könne, gebe es ausser bei Costa keine.
Auch im Raum Basel sind deutsche Reisebüros aktiv, so z.B. Reisebüro First Seilnacht GmbH. «Wir leben heute in einem freien europäischen Wirtschaftsraum, in dem die Grenzen zunehmend verschwinden», so Geschäftsführer Michael Seilnacht. Für das Büro in Weil am Rhein hat First eigens für die Schweizer Kundschaft diese generiert rund ein Drittel des Geschäfts eine Schweizer Telefonnummer und ein Schweizer Eurokonto eingerichtet.
Die Schweizer buchen aber nicht nur in Deutschland, sondern im Euroraum generell. Beim Vorarlberger Reisebüro Loacker Tours in Götzis stellt Timo Loacker ein «deutlich stärkeres Schweiz-Jahr» mit Zuwachsraten im zweistelligen Bereich fest. Viel Werbung macht das Reisebüro in der Schweiz nicht, hat auch keine Schweizer Telefonnummer, nur ein Schweizer Bankkonto. «Vor allem die deutschen Anbieter wie Alltours, Neckermann und TUI sind gefragt. Die Schweizer Veranstalter werden kaum noch verkauft, da sie im Verhältnis teurer sind. Vor einigen Jahren war dies noch anders, da hatten wir eine stärkere Kooperation mit Kuoni und Hotelplan», so Loacker.
Simon Benz/Jean-Claude Raemy
Interhome: Beispiel Costa macht nicht Schule
Anders als bei Costa ist Crossborder beim Ferienhausanbieter Interhome kaum ein Thema, wie Geschäftsführer Marco Amos erklärt: «Wir steuern nichts und versuchen nicht, eine angeblich höhere Kaufkraft in spezifischen Ländern durch gezielte Preisstrategien abzuschöpfen. Die Kunden sollen jene Plattform nutzen, die am besten behagt. Hauptsache, sie buchen Interhome. Entsprechend sind die Preise bzw. die Margen bei uns bereits harmonisiert. Allfällige Preisunterschiede bei Buchungen über die Länderwebsites von Interhome ergeben sich durch Wechselkursveränderungen und aus unterschiedlichen Leistungsumfängen.»
JCR