Damoklesschwert Überkapazitäten (Ausgabe 2012-05)

Flugpreise nach Asien sind auf neuem Tiefstand

Die Tsunami- und Atomkatastrophe in Japan ist schon fast vergessen und die Flut im Grossraum Bangkok ist vorbei, der Tourismus «back to normal». Trotzdem sind die Flugzeuge Richtung Asien nicht voll, auch wenn im bei Schweizern so beliebten Südostasien noch Hochsaison ist. 

Nicht der leichte Rückgang der Nachfrage Richtung Asien, der laut Airlines und Reiseveranstaltern wirtschaftlich bedingt ist, sondern die derzeit am Markt aufgelegten Überkapazitäten sind der Hauptgrund, dass die Auslastung vieler Flüge zu wünschen übrig lässt. Nebst den aus der Schweiz nonstop operierenden Airlines mischen immer mehr europäische Carrier und Fluggesellschaften aus dem Mittleren Osten via ihre Gateways den Markt auf und schneiden sich ein Stück vom kaum grös-ser werdenden Kuchen ab. Da ist es nur verständlich und nachvollziehbar, dass mit Aktionen versucht wird, den Markt zu stimulieren und freie Kapazitäten abzusetzen. Lieber ein paar Franken in der Kasse, als auf sowieso operierenden Flügen mit leeren Plätzen abzuheben, lautet da wohl die Devise der gebeutelten Airlines. Der Vertrieb sollte dafür eigentlich dankbar sein.

Mit 599 Franken für Zürich–Singapur–Bangkok und zurück (inkl. aller Taxen/Gebühren) hat Singapore Airlines nun aber neue Massstäbe gesetzt, die ganze Branche überrascht und für Diskussionen gesorgt. Auch wenn die Aktion nur während sechs Tagen – dafür für alle Abflüge bis Ende November – gebucht werden konnte, die Konsumenten wurden auf ein bisher undenkbares Preisniveau eingestimmt. Zu so einem tiefen Preis wurde Asien im Schweizer Markt bisher noch nie angeboten. Jedenfalls nicht von einer namhaften Airline.

Die Aktionen häufen sich. Kaum eine Jahreszeit vergeht mehr ohne Spezialangebote am Markt. Eigentlich müsste sich der Preis eines Economy-Tickets nach Asien je nach Saison und Buchungsklasse im Rahmen von rund CHF 1200 bis 1800 bewegen. Die Preisspirale dreht sich derzeit aber nur nach unten. Es wird immer schwieriger werden, kostendeckende, marktgerechte Preise beim Konsumenten durchzusetzen. Die ganze Airline-Branche schneidet sich hier ins eigene Fleisch. Die Broker, TOs und Reisebüros muss das wenig kümmern. Sie machen zwar weniger Umsatz, aber mit der 0%-Kommissionspolitik der meisten Airlines machen sie ihr Geld mit Bearbeitungs- und Ticketinggebühren sowie je nach Vertrag mit Channel Fees und anderen Kickbacks.