Zur Ruhe gekommen ist der Eyjafjallajökull zwar noch nicht, und die
Diskussionen um eventuelle Schadenersatzzahlungen dürften Juristen noch
lange beschäftigen. Zurücklehnen, zumindest kurz, dürften hingegen die
Reisebüro- und TO-Mitarbeitenden. Schichtarbeit, Sonntagsarbeit,
Heimarbeit waren angesagt. Plötzlich hatte Kundenkontakt, wer
eigentlich im Backoffice angestellt ist, und Leute, die Galileo zuvor
meist mit dem Ausspruch «und sie dreht sich doch» in Verbindung
brachten, lernten, das System im Eilverfahren zu bedienen.
Das Überraschende und deswegen umso Schönere: Der Einsatz wurde
belohnt, zumindest immateriell. Mit Dank. Die Kunden waren dankbar für
den Einsatz und brachten dies zum Ausdruck, mit Anrufen, E-Mails,
Briefen und Geschenken. Das tut gut jedem Einzelnen, der kurze Nächte
und lange Arbeitstage in Kauf genommen hat, wie dem ganzen Berufsstand.
Zu spüren bekommen, dass die Qualität der eigenen Arbeit geschätzt
wird, steigert das Selbstwertgefühl deutlich. Und ein gesundes,
stabiles Selbstwertgefühl ist nicht nur verdient, sondern auch
angebracht. Denn es ist dringend nötig, eine positive Spirale in Gang
zu setzen, weg von «Der Beruf Reiseberater wird nicht geschätzt und ist
dem Untergang geweiht, weil das Internet viel mehr Informationen
liefert, als ich es je tun kann», hin zu «Meine Leistung ist wichtig,
angesehen und ihr Geld wert!».
Für das «Selbstgefühl» ist die Dankbarkeit der Kunden Gold wert. Beim
«Selbstwert» hingegen braucht es mehr. Ein gesundes Selbstwertgefühl
eines Berufsstandes ist zwar bereits viel wert, weil es das Prestige,
welches von ebendiesem Beruf ausgeht, mitbestimmt. Und das Prestige ist
ein bedeutender, wenn nicht der bedeutendste Faktor, wenn es darum
geht, gut ausgebildeten, leistungsstarken Nachwuchs anzuziehen. In der
erwähnten Spirale drehen aber auch der Preis der Leistung und in
geringerem Masse das Lohnniveau mit.
Vielleicht dürften die Reiseberater auch mal zu den Anwälten
rüberschielen. Die verlangen von ihren Klienten dann am meisten Geld,
wenn Letztere Probleme haben und machen sich selbst unverzichtbar,
weil kaum jemand es wagen würde, sich selbst durch den
Paragraphen-Dschungel zu schlagen. Und es gibt ja Leute, die sogar
damit prahlen, welch hohen Stundenansatz sie ihrem Anwalt zu bezahlen
haben, ganz nach dem Motto: «Was teuer ist, ist auch gut.»