Immer mehr Passagiere kaufen sich ein Klimaticket. Dies wohl im Glauben,
etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, aber viel mehr, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Dabei müssen sie gar keines haben. Der Luftverkehr ist nicht hauptsächlich für die Klimaerwärmung verantwortlich auch wenn ihm dies immer wieder unterstellt wird.
Gemäss den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen, insbesondere des vierten Sachstandsberichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), beträgt der Anteil der Luftfahrt an den globalen, von Menschen verursachten CO2-Emissionen derzeit etwa zwei Prozent. In der EU ist der Anteil sogar etwas geringer. Durch das Wachstum der Luftfahrt wird er bis 2020 etwa drei Prozent betragen.
Mit Klimatickets wird aber dem Luftverkehr quasi suggeriert, dass er der Klimasünder Nummer 1 sei. Diese Zuschläge sind bislang ein gutes Geschäft für die Klimaschutzorganisatoren, denen das Geld zufliesst. Denn was mit den Geldern geschieht, ist dem zahlenden Passagier kaum bekannt. Und ein neuer Brunnen in Afrika löst die Klimaproblematik bei weitem nicht. Gemäss dem Lufthansa-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Mayrhuber würde ein Jahresstopp des Abbrennens von Wäldern in Brasilien und Indonesien gleich viele Schadstoffe verhindern wie der weltweite Flugverkehr in 20 Jahren produziert. Im Klimaschutz gilt es also, die Prioritäten richtig zu setzen.
Dennoch tun die Airlines gut daran, weiterhin zum Klimaschutz beizutragen. Sei es mit freiwilligen Beiträgen ihrer Passagiere oder einem Gewinnanteil. Sie sollten diese Gelder aber in einen Forschungsfonds stecken, mit dem neue, treibstoffsparende sowie emissionsarme Technologien für die Luftfahrt entwickelt werden. Das ist für die Passagiere nachvollziehbar, nützt den Airlines direkt (weniger Treibstoffverbrauch bedeutet weniger Kosten) und bringt der Umwelt viel mehr als ein neuer Brunnen irgendwo in Afrika.
Hansjörg Bürgi
Chefredaktor des Luftfahrtmagazins SkyNews.ch