Wenn branchenübliche Marketing- und Incentive-Verträge der Airlines für Vertriebs-Grosskunden zu deren Ungunsten angepasst werden (was bei der Lufthansa-Gruppe aktuell der Fall sein soll, siehe Front), ist das auch ein Reisebüro-Thema. Denn ein solches Vorgehen wirkt sich letztlich auf die Konditionen aus, welche die Broker den Reisebüros gewähren können, wie auch auf das Niveau der Veranstalter-Kommissionen generell.
Deshalb ist auch der Umstand relevant, dass sich besagte Incentive-Ansätze für Grosskunden nur auf die reinen Flugpreise beziehen und diese entwickeln sich seit geraumer Zeit rückläufig (während anderseits der Anteil von Taxen wie z.B. der «International Surcharge» gestiegen ist). Auch dies schmälert die Incentive-Beiträge. Zudem hat sich die Arbeit im Vertrieb von Flugtickets nicht reduziert, im Gegenteil: Streiks, Flug-Verschiebungen und Ausfälle führen zu Mehrarbeit, die so oft gehörte Vorwürfe die Airlines seit längerem nicht mehr adäquat honorieren.
Aber noch ein anderer Aspekt lässt aufhorchen: Über eine gezielte unterschiedliche Incentivierung von Strecken resp. Verkehrsgebieten nimmt eine Airline noch stärker Einfluss auf die Vertriebssteuerung. Nicht mehr ein Gesamtvolumen wird abgegolten, sondern die Steuerung der Verkäufe auf gewisse Routen, die zu fördern für die Airline aus bestimmten Gründen Priorität hat. Dies könnte man auch als «Quersubventionierung» bezeichnen.
Ein verstärkter Steuermechanismus, gekoppelt mit dem Abbau bisher gültiger Ansätze, könnte gar als Auftakt zu einer Strategie der noch konsequenteren kanalspezifischen Distribution interpretiert werden. Tatsache ist, dass die Airlines bis in ein, zwei Jahren mit NDC (New Distribution Capability) ein neues Datenformat einsetzen wollen, das wesentlich mehr Differenzierungsmöglichkeiten bieten soll. Und da in absehbarer Zeit auch der Vertrag von Swiss mit Galileo ausläuft, könnte der Reisebranche ein weiteres Full-Content-Damoklesschwert drohen, das einst zum Preferred-Fares-Modell führte. Werden die billigsten Tarife auch in Zukunft im GDS (und somit für die Reisebüros) buchbar sein?
Rund 40% betrage heute der Direktverkauf, erklärte Swiss-CEO Harry Hohmeister am letzten Swiss Travel Day. Und der Fremdvertrieb wird heute durch Online Plattformen und Online Travel Agencies getrieben. Die Airline-Logik verlangt deshalb, dass heute eher in Big Data als in die Reisebranche investiert wird.
BE