Im August 2013 feierte TUI Flex Travel ihr zehnjähriges Bestehen mit rund 500 geladenen Gästen ausgelassen. Damals wurde das Image der «wilden Truppe», welche mit viel Narrenfreiheit innerhalb der TUI Suisse das Modulargeschäft verantwortet, zelebriert und es kursierten ebenso wilde Träume über eine Expansion ins Ausland. Weniger als neun Monate später steht fest: Flex-TravelProdukte wird es in der aktuellen Form ab 2015 nicht mehr geben. Die Marke mit der prägnanten Farbe «British Racing Green» wird es ab jenem Zeitpunkt wohl auch nicht mehr geben.
Aus Sicht von TUI Suisse leuchtet der Systemwechsel ein: Zwei voneinander weitgehend losgelöste Firmen auf parallelen Systemen unter einem Dach zu führen, macht aus Kostengründen wenig Sinn. Dazu stand immer wieder im Raum, dass TUI Flex Travel allem Wachstum und allen Marktanteilsgewinnen zum Trotz unter dem Strich nie Geld verdiente. Trotzdem ist die aktuelle Entwicklung für TUI Suisse nicht ungefährlich.
Zum einen haben viele TUI-Retailpartner bei Verkäufen auf die Spezialisten-Produkte von Flex Travel zurückgegriffen und überlegen sich nun, ob die Priopartnerschaft mit TUI Suisse noch sinnvoll ist. Ob TUI Suisse die Flex-Umsätze mit dem künftigen Verkauf «deutscher Modular-Produkte» über das TUI-System halten kann, ist fraglich. Zum anderen könnten zahlreiche Flex-Mitarbeitende bald das Weite suchen der «Corpsgeist» war bei Flex Travel stark ausgeprägt. Ob dann Vertrieb, Marketing etc. aufrechterhalten werden können?
Und dann steht noch die grösste Frage im Raum: Was machen Matt Huwiler & Co.? Der Schluss liegt nahe, dass er mit Andy Gantenbein und weiteren Weggefährten gleich wie 2002 nach dem Abgang bei FTI verfahren wird: Gründung eines neuen Spezialisten und Gang unter die Flügel einer grösseren Einheit. Aber wessen Flügel? FTI wurde oft genannt. Nicht minder wahrscheinlich ist Globetrotter schon jetzt ein Prioritätspartner von TUI Suisse, dabei insbesondere von Flex Travel, welcher bislang im Touroperating lediglich Nischenprodukte anbietet.
Den Spekulationen wird schon innerhalb der nächsten zwei Wochen ein Ende gesetzt. Ein Hinweis darauf, dass das neue Projekt von Huwiler & Co. schon weit fortgeschritten ist obwohl die Trennung von TUI Suisse erst vor zwei Wochen kommuniziert wurde. Es deutet zudem alles darauf hin, dass es einen richtigen Knall in der Branche geben wird. Zweifellos, die TO-Landschaft verändert sich schweizweit weiterhin rasant. Matt Huwiler würde dazu nur sagen: «AWG». Alles wird gut.
Jean-Claude Raemy