Das Vertrauen in Ägypten fehlt noch (Ausgabe 2011-48)

Buchungszahlen für den Ägypten-Winter

Bis zu den Herbstferien sah es gar nicht schlecht aus: Die Veranstalter berichteten von einer erfreulichen Nachfrage für Ägypten, einige bewegten sich sogar auf Vorjahresniveau, zumindest wenn man die «toten» Monate von Februar bis April ausklammerte. Doch schon im August befürchteten einige, dass nach den Herbstferien eine neuerliche Baisse folgen könnte, und sie sollten recht behalten.

Nicht dass es durchs Band schlecht aussehen würde – gerade am Roten Meer und im tieferen Preissegment buchen die Leute bei manchen TOs schon fast wieder gleich häufig wie im letzten Jahr. Für den ersehnten Aufschwung reicht das aber noch nicht: Die Preise sind stark gefallen, sodass Umsatzzahlen einiges tiefer liegen als die Paxzahlen. Und die Dossiers mit Rund- und Nilfahrten, die richtig einschenken, lassen weiterhin auf sich warten. In Orten wie Assuan oder Luxor sind Hotelauslastungen von 15% nach wie vor keine Seltenheit. 

Fakt ist, dass das Vertrauen der Kunden in die Destination erschüttert ist. Und das sensibilisiert sie auf jede Meldung, mag es sich auch um noch so geringe Ausschreitungen am Rand einer Demonstration handeln. Dazu geistern Meldungen durch die Medienlandschaft, wonach Bikinis und Alkohol vielleicht bald verboten werden – das macht ebenfalls keine Lust auf Ferien. Und als wäre dies noch nicht genug, herrscht in der Schweiz seit eineinhalb Monaten schönstes Wetter. Der Hunger nach Sonne hält sich in Grenzen.

Immerhin zwei Faktoren unterstützen Ägypten. Erstens hat das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) die Reisehinweise nicht verschärft – ausser von abgelegenen Regionen wird nicht von Reisen abgeraten. Und wie die Vergangenheit gezeigt hat, sind die EDA-Hinweise eines der wichtigsten Entscheidungskriterien der Kunden. Zweitens laufen seit Montag die Wahlen, ohne dass bis Redaktionsschluss von Unruhen zu hören gewesen wäre.

Verlaufen die Wahlen weiterhin auf diese Weise, kann sich das Vertrauen langsam wieder aufbauen. Doch der Weg ist lang: Die Wahlen dauern über Wochen, und erst nachher zeigt sich, wie die Verliererseite darauf reagiert. Schon jetzt lässt sich deshalb sagen, dass die Veranstalter in ihrer Winterdestination Nummer 1 (auf der Kurz- und Mittelstrecke) in diesem Winter nicht aus dem Vollen schöpfen können – und die Alternativen sind rar. Das ist eine kritische Konstellation fürs Wintergeschäft.