Die Krisen in Ägypten und Tunesien treffen die Veranstalter von Wüstenreisen genauso hart wie diejenigen von Badeferien. Desert Team, eine Reisemarke von Team Reisen, hat zahlreiche Reisen nach Ägypten und Tunesien im Angebot. «Ägypten ist zurzeit unser wichtigster Markt bei Desert Team», sagt Christian Burkhardt, CEO von Team Reisen. Das Ägypten- und Tunesien-Geschäft im Frühling 2011 hat er abgeschrieben, und auch für den Herbst erwartet er «keine Traumzahlen».
Es sind nicht die einzigen Wüsten, die Desert Team früher bereisen konnte und heute nicht mehr oder nur noch unter Vorbehalt. «Libyen war für uns einmal die wichtigste Destination. Seit der Libyen-Affäre vor zweieinhalb Jahren ist das Land für Schweizer Reisende tabu», sagt Burkhardt. In Deutschland, wo Team Reisen mit einer Filiale in Freiburg im Breisgau vertreten ist, erfreuen sich die Libyen-Reisen zwar grosser Beliebtheit wegen der jüngsten Unruhen sind aber ebenfalls Stornierungen nötig.
Tabu ist seit eineinhalb Jahren auch Algerien. «Hier hadern wir etwas mit den Reisehinweisen des EDA. Wir haben auf politischer Ebene alle möglichen Fäden gezogen, leider ohne Erfolg», so Burkhardt. Er zählt den Rest seiner «Tabu-Liste» auf: «Mauretanien geht nicht mehr, Mali, Tschad, Niger »
Es ist offensichtlich: Dem Desert Team gehen langsam die Wüsten aus. Die Zahlen sprechen Bände: Noch im 2008 haben Burkhardt und sein Team knapp 1000 Personen in die Wüste geschickt, im letzten Jahr war es noch die Hälfte. «Und wenn wir in diesem Jahr bei Desert Team 300 bis 400 Pax haben, müssen wir sehr zufrieden sein.» Gut laufe momentan hingegen die Destination Oman, die Desert Team kürzlich ausgebaut hat. Ebenfalls erfreulich entwickle sich die Nachfrage nach der speziellen Familien-Wüstenreise.
Bei Team Reisen mit den drei Marken Desert Team, Nature Team und Ayurveda Team sind die Wüstenreisen eine wichtige Säule. Noch im 2008 war Desert Team für 40 Prozent des gesamten Firmenumsatzes verantwortlich, inzwischen sind es noch deren 25. Der Rückgang der Wüstenkunden schlägt sich im Jahresergebnis deutlich nieder: Der Jahresumsatz 2010 liegt mit CHF 5,5 Mio. 20 Prozent tiefer als im Vorjahr, was Burkhardt in erster Linie dem Rückgang bei Desert Team zuschreibt.
Fürs laufende Jahr zeigt er sich auch nicht zuversichtlich. Bereits vor Kurzem musste er beim Desert Team eine Stelle wegstreichen, und ein weiterer Mitarbeiter wird inzwischen für die anderen Marken eingesetzt. Wenn es so weitergehe, müsse man eine weitere Überprüfung der Ressourcen in Betracht ziehen, sagt Burkhardt. Gleichzeitig ist er sich bewusst, dass Desert Team mit seinem Angebot anfällig für Krisen ist: «Gerade dank den Risikodestinationen, die niemand ausser uns im Angebot hat, geniessen wir einen guten Ruf. Mit dem Risiko müssen wir leben können.»
Ayurveda Team mit 50 Prozent Zuwachs
Während die Marke Desert Team stockt, florieren die anderen Marken von Team Reisen allen voran Ayurveda Team. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Marke einen Zuwachs von 50 Prozent. Besonders bei alleinreisenden Frauen seien die Angebote sehr begehrt, weiss CEO Christian Burkhardt. «Wichtig ist eine individuelle Beratung. Angebote ab der Stange gibt es bei uns nicht.» Eine Ayurveda-Kur enthalte einige Elemente, auf die man vorbereitet sein müsse. Aus diesem Grund werden der Beschreibung einer solchen Kur im Katalog auch mehrere Seiten gewidmet, zudem hat Ayurveda Team eine Extrabroschüre kreiert. Die Folge davon: Ayurveda Team kann auf viele Repeaters zählen, die jährlich eine Kur absolvieren.
«Peu à peu aufwärts» geht es gemäss Burkhardt auch mit der Marke Nature Team, die vor allem auf geführte Individualreisen und Kleingruppen setzt. Weiter vertritt Team Reisen den deutschen Wanderferienanbieter Wikinger Reisen, womit man laut Burkhardt gute Erfahrungen macht: «Viele Schweizer gehen gerne mit einer deutschen Gruppe in die Ferien, quasi um von der Schweiz eine Auszeit zu nehmen.»
SJ
Einbindung in Globetrotter: gute Zwischenbilanz
Seit 2009 hält Globetrotter Travel Service Anteile an der Team Reisen AG und übernimmt den Veranstalter schrittweise, bis im Jahr 2015 dann alle Anteile bei Globetrotter sein werden. Der 55-jährige Team-Reisen-CEO Christian Burkhardt will damit die Zukunft seines Unternehmens langfristig sichern. Er zieht eine positive Zwischenbilanz: «In erster Linie gibt diese Übernahme meinem Team die Sicherheit, dass es nach meiner Pensionierung weitergeht. Allfällige Ängste, dass sich Globetrotter zu dominant in unsere Geschäfte einmischen könnte, haben sich nicht bewahrheitet.» Weiter zeige sich auch, dass man im Marketing und im Vertrieb viele Synergien nutzen könne.
SJ