«Der 15. Januar war für uns wie Weihnachten» (Ausgabe 2015-08)

Der Vorarlberger Veranstalter High Life Reisen konnte den Umsatz bei Eigenprodukten verdoppeln. Ein Grund dafür ist der starke Schweizer Franken. Das B2B-Geschäft wächst zurzeit stärker als B2C.

Herr Nachbaur, wie laufen die Geschäfte?

Sensationell. Bei unseren Eigenprodukten konnten wir den Umsatz verdoppeln, oder anders gesagt: Wir sind jetzt schon dort, wo wir normalerweise Ende März stehen. Das erlaubt uns nun, im Juli mit unserem Sardinien-Charter statt im Dreieck sogar zielrein nach Olbia und Cagliari zu fliegen.

Ihr Hauptsitz befindet sich vier Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Wie stark spüren Sie die Aufhebung der Franken/Euro-Untergrenze seit dem 15. Januar?

Für uns war das natürlich wie Weihnachten, vor allem da es inmitten der stärksten Buchungsperiode passierte. Die Buchungen waren aber schon in den Tagen zuvor sehr gut, und aus Vorarlberg verzeichnen wir ebenfalls ein kräftiges Plus. Der Anteil Buchungen aus der Schweiz beträgt bei uns jetzt 59%; im Vorjahr waren es 58%. Es geht also in allen Quellmärkten aufwärts.

Ist die Situation mit derjenigen vor vier Jahren vergleichbar, als der Franken schon einmal so stark war?

Diesmal ist es noch besser spürbar, da sich der Kurs von einem Tag auf den anderen rapide änderte, während letztes Mal eine langsamere Entwicklung stattfand. Wir stellen zudem fest, dass die Schweizer ihr Budget nicht einfach herunterschrauben. Vielmehr erhalten sie nun mehr für denselben Betrag und gönnen sich deshalb einen Stern mehr beim Hotel oder sogar eine Zusatzwoche.

Über welchen Kanal reagieren die Schweizer denn stärker – bei den Direktbuchungen oder via Reisebüros?

Die Reisebüro-Schiene wächst zurzeit stärker als das B2C-Geschäft. Die Reisebüros können ja auch profitieren, wenn sie unsere Preise anbieten.

Sie selbst haben ja auch ein Reisebüro auf der Schweizer Seite, in Altenrhein. Leidet dieses nun wie viele grenznahe Geschäfte unter der Währungssituation?

Nein. Das Schöne ist ja, dass dieses Büro einerseits unsere Euro-Preise anbieten kann und andererseits das Image einer verlässlichen Schweizer Repräsentanz mit Schweizer Mitarbeitern hat. Das ist die ideale Mischung.

Mit Altenrhein als Abflughafen sind Sie zufrieden? Oder dürfte das Flugangebot grösser sein?

Wir sind zufrieden. Mehr als drei Destinationen resp. vier Zielflughäfen können wir zurzeit sowieso nicht mit Charterplätzen anbieten, da gehen wir jetzt schon ein beträchtliches Risiko ein. Aber es funktioniert gut: Kroatien fliegen wir neu statt ab Friedrichshafen ab Altenrhein an, und obwohl der Flugpreis nun höher ist, scheinen wir den Geschmack der Ostschweizer Kunden getroffen zu haben.

Seit einem Jahr ist High Life auch online buchbar. Wie lautet Ihre Zwischenbilanz?

Die Schweizer nutzen unser Online-Tool sehr gerne. Grundsätzlich ist es aber so, dass in diesem Preissegment mehr offline gebucht wird. Wir spüren vor allem, dass wir weniger Kataloge benötigen und weniger Offerten ins Leere laufen. Bald werden zudem unsere Städtereisen online buchbar sein – davon erhoffen wir uns nochmals einen Schub.

SJ