Sechs Milliarden Euro, so hoch schätzt die deutsche Tourismusbranche
das Auftragsvolumen, welches an der ITB Berlin angestossen wurde. Eine
Zahl, die auf Bewegung im Markt schliessen lässt und zuversichtlich
stimmt. Der Trubel und das Spektakel vergangener Editionen zu Zeiten
der Hochkonjunktur waren an der 44. ITB zwar nur noch Erinnerung, der
konstant hohe (Fach-)Besucheraufmarsch belegt allerdings, dass eine
gewisse Stabilität in die Reisebranche zurückgekehrt ist und der Blick
nach vorne die letztes Jahr spürbare Ratlosigkeit ob der
Krisenauswirkungen abgelöst hat.
Vielen langjährigen ITB-Gängern fiel auf, dass dieses Jahr eine
Geschäftigkeit wie schon lange nicht mehr in den Hallen herrschte. Je
nach Standort zeigte sie sich in verschiedener Ausprägung, von
konzentrierter Betriebsamkeit (Asien), sprühendem Aktivismus (Karibik)
über positive Aufbruchstimmung (Indischer Ozean) war alles zu
beobachten. Offenbar war kaum jemand ohne konkrete Ziele und präzise
Pläne, diese zu erreichen, nach Berlin gereist. Gut möglich, dass sich
hier die in zahlreichen Unternehmen angezogene Reporting-Schraube
bemerkbar machte: Jede Hotelübernachtung, jeder Anreisekilometer muss
heute seine Berechtigung haben. Professionalität ist gefragt, das
Klischee der Cüpli trinkenden Touristiker passt nicht mehr zur heutigen
Zeit.
Nicht ganz allen Besuchern aufgefallen sein mag der Erfolg des ITB
Kongresses. Dieser zog 2010 nochmals mehr Teilnehmer als in den
Vorjahren an. Bei einigen Themen, zum Beispiel Best Practices im Web
2.0 oder bei aktuellen Marktanalysen, war das Interesse derart gross,
dass die Räume regelrecht aus allen Nähten platzten. Ein Beweis, dass
die Tourismusprofis auf der Suche sind nach wertvollen Informationen
und neuen Ansätzen, um ihr Business voranzutreiben. Des Weiteren belegt
der Erfolg des ITB Kongresses, welchen Stellenwert hochkarätige Inhalte
heutzutage bei Tourismusmessen geniessen.
Pragmatisch, besonnen und den Herausforderungen gewachsen präsentierte
sich die internationale Tourismusbranche in Berlin. Der Wille, etwas zu
bewegen, ist vorhanden, wenn es mancherorts auch noch an Mitteln oder
aber am Wissen, sie effizient einzusetzen, mangelt. Dennoch darf
vorsichtiger Optimismus angebracht sein. Der Tourismusmotor läuft zwar
noch nicht auf vollen Touren, aber an der ITB wurde vieles ins Rollen
gebracht.