Der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV) zieht die ersten konkreten
Konsequenzen aus der unnachgiebigen Haltung von Swiss (LX) und
Lufthansa (LH) im Streit um die neuen Vertriebsstrukturen mit
Vorzugspreisen und GDS-Gebühren. Ab sofort sind die beiden Airlines als
Partner der SRV-Werbekampagne nicht mehr erwünscht. Die Logos von Swiss
und Lufthansa wurden aus den Inseraten und Publikationen entfernt, und
der bereits bezahlte Beitrag wurde zurücküberwiesen.
Dieser Schritt ist konsequent und dürfte von den meisten
SRV-Mitgliedern mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden. Wer will
schon bei einer Imagekampagne den Feind mit an Bord haben? Die
Bezeichnung «Feind» ist in der verfahrenen Situation sicher treffender
als «Partner» oder gar «Prioritätspartner». Der SRV hat den beiden
Fluggesellschaften definitiv den Krieg erklärt. Weitere Kampfmassnahmen
werden bis kurz nach Ostern durch die Task Force des SRV ausgearbeitet.
Das Zurückweisen von Swiss und Lufthansa bei der Werbekampagne ist zwar
kein Schritt, der den Airlines wehtut, aber es zeigt klar auf, dass der
Graben sehr tief geworden ist und das Verhältnis zwischen Reisebüros
und LX/LH wesentlich und nachhaltig gestört ist. Der mögliche künftige
Schaden für die Fluggesellschaften ist nicht zu unterschätzen. Im
Moment geht es den Airlines gut und die Zahlen stimmen. Es werden aber
auch wieder Zeiten kommen, in denen man froh um die Unterstützung in
den Reisebüros ist. Mit solcher Unterstützung ist
in den nächsten Jahren aber kaum zu rechnen. Haben Swiss und Lufthansa
überhaupt noch ein Interesse an einer Zusammenarbeit mit den
Reisebüros? Oder streben sie einen reinen Eigen-/Direktvertrieb und
eine Zusammenarbeit mit grossen Firmen an? So könnte man ihr momentanes
Verhalten nämlich interpretieren.
Etwas hat sich offenbar seit Beginn der Diskussionen geändert: die
Einstellung der GDS. Vor ein paar Wochen haben sich diese noch auf den
Standpunkt gestellt, dass Verhandlungen zwischen GDS und Airlines
einerseits sowie zwischen Reisebüros und Airlines andererseits nicht
vermischt werden sollten und dass es sich nicht wirklich um ein
Dreiecksverhältnis handle. Nun scheinen zumindest die einen GDS zu
gemeinsamen Verhandlungen bereit. Chris Dorner, GM Travelport GDS, sagt
zum Beispiel nun, dass Swiss, die GDS und die Reisebüros gemeinsam eine
Lösung finden sollten. Immerhin ein positives Signal von dieser Seite.