Der SRV und die Euro-Thematik (Ausgabe 2015-08)

Flagge zeigen wäre angebracht

Der Schweizer Reise-Verband (SRV) gibt sich in der Euro-Thematik zurückhaltend. Er stellt sich auf den Standpunkt, nicht im Namen der gesamten Branche Stellung beziehen zu können, ohne unternehmerische Entscheide zu kommunizieren, was man weder könne noch wolle. Zu unterschiedlich seien die Massnahmen der einzelnen Branchenteilnehmer.

Die Meinung des SRV, eine aktivere Rolle gegen aussen hätte den Anstrich einer Rechtfertigung und könne sich nur kontraproduktiv auswirken, wirkt etwas hilf- und mutlos. Oberstes Gebot eines Verbandes ist, sich für die Interessen seiner Mitglieder einzusetzen. In Situationen wie sie die Reisebranche jetzt erlebt, sollte der SRV mehr Flagge zeigen. Swissmem, Gewerbeverband und weitere machen es vor. Regelmässig zeigen sie in den Medien die Folgen auf und legen dar, wie ihre Branche dieser Herausforderung begegnen kann.

Etwas mehr Engagement stünde dem SRV gut an. Es geht darum, durch klare und aufklärende Worte die Auswirkungen der Frankenstärke auf die Schweizer Reiseunternehmen aufzuzeigen und sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Ohne dabei für einzelne Geschäftsmodelle oder Unternehmen Partei ergreifen zu müssen. Themen wie Sinn und Zweck sowie Notwendigkeit der Währungsabsicherung, Mitarbeiter mit Schweizer Lohnniveau, Einkauf von Flügen in Schweizer Franken oder die dynamisch zusammengestellten Arrangements zu tagesaktuellen Preisen und Kursen gibt es genug. 

Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Reiseanbieter hängt auch davon ab, auf welchem Niveau sich der Euro letztlich einpendeln wird. Bereits nächste Saison wird der starke Franken auf die Kalkulation der Angebote durchschlagen und die Situation entschärfen. Bis dahin muss sich die gesamte Branche den aktuellen Herausforderungen stellen. Dazu gehört auch, immer wieder auf die negativen Folgen des Einkaufstourismus für die Schweizer Volkswirtschaft hinzuweisen. Eine weitere Aufgabe für den Verband.

Urs Hirt