Der Tourismus boomt – aber die TOs bleiben auf der Strecke (Ausgabe 2011-37)

Auch wenn die Einreisezahlen in gewisse Destinationen ansteigen, können die TOs nicht immer davon profitieren.

Steigende Einreisezahlen führen auch zu mehr Buchungen bei den TOs – könnte man meinen! Doch die Realität sieht anders aus. Bedingt durch die Abwanderung vieler Kunden ins Internet und zu ausländischen Veranstaltern, gehen den traditionellen Schweizer TOs – auch den Spezialisten – oftmals Buchungen verloren. Zudem verlieren die klassischen TOs viele Buchungen an die Agenten, welche Mikro-TO betreiben.

Ein konkretes Beispiel für diese Entwicklung lieferte Thomas Meier, Head of Production bei der Kuoni-Tochter Manta Reisen, am vergangenen Freitag während des Agenten-Workshops in Zürich. Drei der wichtigsten Manta-Destinationen (Mauritius, Seychellen, Malediven) freuen sich über steigende Einreisezahlen. Die Buchungssituation bei Manta widerspiegelt dies jedoch nicht. Mauritius und die Malediven stagnieren, die Seychellen sind sogar rückläufig.

Speziell ist die Situation bei den Tauchreisen von Manta. Dort sind die Passagierzahlen zwar ansteigend, aber der Umsatz geht zurück. «Wir haben bei den Tauchreisen immer mehr Nur-Land-Buchungen. Dadurch schwindet der Umsatz pro Pax», erklärt Meier.

Interessant ist auch die Entwicklung der Vertriebskanäle bei Manta. Kein Problem scheint es im Eigenvertrieb (Kuoni) zu geben. Dort steigen die Buchungen an. Die Buchungen über fremde Agenten bleiben etwa konstant. Der Rückgang kommt also nicht vom stationären Vertrieb, sondern von den rückläufigen Direkt-buchungen beim Spezialisten-TO.

Generell liegen die Preise bei Manta im Winter 2011/12 über zehn Prozent tiefer als im Vorjahr. Ein grosses Problem sei der Preisdruck durch das Internet und ausländische TOs, so Meier. Wie geht Manta vor, wenn Agenten den TO bitten, einen anderen Preis zu matchen? «Wir matchen im Bereich des Möglichen, aber für ein generelles Matching sind wir zu klein. Das würde überhaupt nicht gehen. Jede konkrete Anfrage wird sorgfältig geprüft, und wir suchen eine individuelle Lösung – und finden die auch praktisch immer in Zusammenarbeit mit den Agenten», sagt Meier.

Chris Probst