Lange hielt die Vernunfthochzeit nicht. Ende des vergangenen Jahres
ging alles wieder von vorne los. Schlag auf Schlag stellten Kuoni und
M-Travel Switzerland (MTCH) ihre Charterprogramme ab Genf zusammen:
mehr Destinationen, mehr Flüge, mehr, mehr, mehr. Genf sollte neue
Dynamik verliehen werden. Bloss: Die Krise war damals bereits spürbar.
Abgehalten hat sie Kuoni und MTCH aber keineswegs, sich auf dem
Minenfeld Genf, wo es von Chartergesellschaften nur so wimmelt, zu
engagieren.
Beide TOs sind seit Langem in Genf tätig und kennen das wahre Potenzial
des welschen Marktes. Dieser charakterisiert sich komplett anders als
jener der Deutschschweiz: Die spezialisierten, auf den wichtigen
Badeferien-Strecken aktiven Veranstalter sind zahlreich, während die in
grosser Zahl vorhandenen unabhängigen Reisebüros gezwungen sind,
distributionstechnisch wählerisch zu sein.
Kuoni und MTCH glaubten, mit einem ambiti-ösen, ja unverhältnismässigen
Charterprogramm eine Kehrtwendung machen zu können. Dabei fielen sie in
alte, schlechte Gewohnheiten zurück: Sie kopierten sich gegenseitig und
visierten dieselben Destinationen an. Agenten und Konsumenten mit
Neuheiten zu umgarnen, ist löblich. Gewisse Realitäten schlichtweg zu
ignorieren, ist fahrlässig.
Mykonos und Santorini sind symptomatische Beispiele: Sogar unter
wirtschaftlich günstigen Umständen haben beide Inseln nicht das
Po-tenzial, regelmässig Charterflugzeuge ab Genf zu füllen. Die beiden
Grossen haben auf solchen Routen keine Chance auf einen Erfolg wie bei
Kreta oder Kos, es sei denn, sie ziehen am selben Strick und legen
einen gemeinsamen Dreiecksflug auf. Zusätzlich war es ihnen nicht
möglich, diese verhältnismässig teuren Destinationen zu verscherbeln,
weil bereits zu viele Aktionen den Markt aufweichen und bei den
verunsicherten Kunden Misstrauen wecken.
Mykonos, Santorini und Sardinien sind gestrichen. Was folgt als
nächstes? Larnaca vielleicht, doppelt gebeutelt durch schwache
Nachfrage und zu hohen Sitzpreis? Die Zukunft wirds weisen. Die
Tatsache, dass die beiden Grossen so früh die harzenden Destinationen
streichen, beruhigt weder die Agenten noch die anderen Westschweizer
Charteranbieter. Dieser Hahnenkampf konnte für beide Seiten nur
verloren gehen. Daran sollte gedacht werden, wenn das Charterprogramm
2010 ab Genf geplant wird.