Für die Schweizer Cruisegänger ist es der wichtigste Ausgangshafen, und weltweit belegt Venedig mit jährlich 1,8 Millionen Passagieren Rang 9. Die Parade der Cruiseliner jeder Grösse an den Wochenenden durch den Canale della Giudecca gehört längst zum Stadtbild. Die Venedig-Besucher lassen sich das Schauspiel nicht entgehen, und für die sich an Deck drängenden Passagiere ist die Vorbeifahrt am Markusplatz, den Palästen und den Kuppeln der Kathedralen ein absolutes Highlight. Doch es gibt auch Kehrseiten.
Im Gewusel auf dem Canale mit Vaporetti, Taxibooten und Gondole wächst die Kollisionsgefahr. Vor allem aber greifen die Schadstoff-Emissionen sowohl die Menschen wie die sensiblen historischen Gebäude an, und der Wellengang der grossen Schiffe schadet den Fundamenten der Lagunenstadt. Zudem spülen die Kreuzfahrtschiffe noch mehr Touristen in die eh schon überlaufene Stadt, wo bereits offen eine «Eintritts-Kontingentierung» diskutiert wird.
Diese Feststellungen, aber auch das bereits nach dem Concordia-Unglück in Italien erlassene Dekret zum Schutz ökologischer und kultureller Küstengebiete von Bedeutung (von dem Venedig mangels Alternativen bisher ausgenommen war), haben nun zum letztlich doch überraschenden Beschluss der italienischen Regierung geführt, die Giudecca-Durchfahrt für grosse Cruiseliner und Fähren zu verbieten und für mittelgros-se Schiffe zu limitieren. Man wird den Wegfall eines ganz speziellen Cruise-Erlebnisses bedauern, die Argumente Venedigs sind aber nachvollziehbar und verdienen Respekt.
Nun wird aber auch in Italien nicht alles so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Venedig wird natürlich als wichtiger Ausgangs- und Anlaufhafen für Kreuzfahrten bestehen bleiben die ökonomischen Argumente sind zu bedeutend. Die Kreuzfahrtschiffe sollen jedoch künftig die Stadt umkreisen und über eine neue Fahrrinne des Canale Contorta zur Stazione Marittima geführt werden doch diese Fahrrinne muss erst noch massiv ausgebaut werden. Und laut nachgedacht wird auch über die Nutzung des Industriehafens von Marghera für Cruiseliner auch hier müssen aber erst noch die baulichen Voraussetzungen geschaffen werden. Ob all diese Anpassungen bis November 2014 tatsächlich erledigt sind (oder spätestens bis Frühling 2015 zum Auftakt der Sommersaison), darüber darf im Augenblick erst mal spekuliert werden.
Beat Eichenberger