Alle Jahre wieder: Kaum regnet es in der Schweiz länger als drei Tage, stürzen zahllose Kunden in die Reisebüros und wollen möglichst schnell und möglichst billig in ein möglichst warmes Land. Trotz der vielen Frühbucherrabatte der Veranstalter haben sie zugewartet oder haben einfach noch freie Tage, die sie schnell einziehen wollen.
Dieses Jahr fielen die Regentage aber genau auf den Sommerferienbeginn, also auf die am besten gebuchten Abflugtage des Jahres. Da die Veranstalter aufgrund der schönwetterbedingten? Buchungsflaute zwischen April und Juni die Kapazitäten bereits nach unten angepasst hatten, gab es deutlich weniger günstige Last-Minute-Angebote als allgemein erwartet. Was noch verfügbar war, wurde zu üblichen Hochsaisonpreisen verkauft. Die Kurzfristbucher und Schnäppchenjäger hatten dieses Mal das Nachsehen.
Obwohl in den letzten Wochen somit zahlreiche Kunden ohne Buchung aus den Reisebüros marschierten, gab es kein Lamento, im Gegenteil: Es schwingt teilweise schon fast etwas Schadenfreude mit, dass die Schnäppchenjäger nicht zum Zuge kommen. «Die kommen dann nächstes Mal sicher früher buchen», heisst es bei Reisebüros und TOs gleichermassen und das ist ja durchaus in deren Sinn.
Obwohl sich Last-Minute-Angebote nie ganz verhindern lassen, schaffen es die Veranstalter, deren Umsatzanteil sehr tief, sprich im einstelligen Prozentbereich, zu halten. Die Reisebüros mögen solche Produkte ebenfalls nicht, da man wenig daran verdient und wie heuer viel Aufwand hat, obwohl letztlich eventuell keine Buchung herausschaut. Und wenn etwas gefunden wird, mangelt es den Kunden manchmal an Flexibilität, entweder im finanziellen Sinn oder weil sie eben doch nicht nach Ägypten oder Tunesien wollen, wo es noch vereinzelt Plätze gab.
Die Redaktoren von TRAVEL INSIDE, die in den letzten Wochen auf Sommertour bei den Reisebüros waren, hörten so manche Geschichten, darunter von Kunden, welche allen Ernstes 14 Tage Mallorca (Flug und Hotel) kurzfristig in der Hochsaison mit einem Budget von 300 Franken buchen wollten. Das mag verwegen wirken, ist aber ein «Zeichen der Zeit» und letztlich sind die Reiseunternehmen auch mitschuldig an dieser Geisteshaltung. Wer Tiefstpreise sät, erntet tiefe Gewinne.