Die in der asiatisch-pazifischen Region beheimateten Fluggesellschaften dürften bald die Grenze von einer Milliarde jährlich beförderter Passagiere knacken. Gemessen an der Anzahl Passagiere liegen sowohl im internationalen wie im Domestic-Verkehr drei Strecken in Asien auf den Top-3-Plätzen.
Das grösste Wachstum wird vor Ort generiert. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung katapultiert jährlich Millionen Menschen in den Mittelstand. Reisen und damit Fliegen wird erschwinglich und unterstreicht die neue soziale Stellung. Europa und die Schweiz gehören dabei zu den beliebtesten Zielen. Der Wirtschaftsboom und die Investitionen in die touristische Infrastruktur stimulieren gleichzeitig die Nachfrage nach Geschäfts- und Ferien-reisen in den Quellmärkten rund um den Globus.
Die Airlines im Verkehr mit Asien wollen davon profitieren. Immer neue Ziele werden angeflogen, Frequenzen erhöht und grössere Maschinen eingesetzt. Der Druck auf die Preise steigt massiv. Entbündelt man die am Markt angebotenen Preise für ein Hin-/Rückflugticket EuropaAsien in der Economy Class, so sind reine Flugpreise ohne Taxen/Gebühren und Treibstoffzuschlag im Bereich von 300 Franken keine Seltenheit mehr.
Die Flotte und der Komfort an Bord etablierter Airlines unterscheiden sich nicht massiv. Die asiatischen Carrier punkten zusätzlich mit der sprichwörtlichen Gastfreundschaft, dem engen Netzwerk über ihre Hubs hinaus und der boomenden Nachfrage in ihren Heimmärkten, die Airlines aus dem Mittleren Osten mit einer schwindelerregenden Expansionsstrategie und einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. In diesem Umfeld geraten die europäischen Carrier am meisten unter Druck. Hohe Fixkosten und ein vergleichsweise beschränkter, stagnierender Markt drücken auf den Ertrag. Gegensteuer will man mit immer neuen Sparprogrammen geben. Aber irgendwann ist jede Zitrone einmal ausgepresst.
Nun droht noch weiteres Ungemach: Mit den auf der Mittel-/Langstrecke als Billigairlines bereits operierenden Air Asia X und Scoot, der geplanten Thai Air Asia X und den Überlegungen von Nok Air im Low-Cost-Segment auf der Mittel- und Langstrecke wird der Druck auf die etablierten Fluggesellschaften nochmals steigen. Sollte das Low-Cost-Modell auch auf der Langstrecke Erfolg haben, dann dürfte für einige etablierte Netzwerk-Airlines vor allem in Europa, aber auch in Asien die Luft noch etwas dünner werden
Urs Hirt