Frau Axtell, wie ist das Jahr 2009 generell bei Malev gelaufen?
In einem Jahr, welches von einem Rückgang in der Airline-Branche
geprägt war, hat Malev besser gearbeitet als der europäische
Durchschnitt. Entgegen dem europäischen Trend war der ungarische
National Carrier sogar imstande, die Anzahl Passagiere zu erhöhen.
Total transportierte Malev 3,3 Millionen Passagiere im Linien- und
Charterverkehr, also 6% mehr als im Vorjahr (ohne
Langstrecken-Passagiere). Dies ermöglichte der Airline, den Marktanteil
in Ungarn um zwei Prozentpunkte auf 43,5% zu erhöhen.
Wie war die Steigerung von 6% in einem schwierigen Jahr überhaupt möglich?
Trotz der Tatsache, dass im ersten Quartal 2009, als Malev auch von der
Wirtschaftskrise beeinflusst wurde, die Passagierzahl deutlich
zurückging, konnte eine Steigerung von 6% erreicht werden. Nach diesem
erheblichen Umsatzverlust war das Unternehmen imstande, sich mit einer
neuen, proaktiven Geschäftsstrategie, welche ein breites Segment des
reisenden Publikums angesprochen hat, «in die Lüfte zu schwingen». Im
Oktober und im Dezember erreichten wir die höchsten Steigerungen mit
mehr als 10%.
Im vergangenen Jahr konnten wir unseren Passagieren eine angenehme
Überraschung bereiten und unseren Mitbewerbern einen unwillkommenen
Schock mit zahlreichen spannenden Initiativen. Dazu gehört die neue
Preisstrategie, welche uns erlaubte, den Low Cost Carriern den Kampf
anzusagen, beste Gruppentarife garantierte und die Anzahl
Geschäftsreisekunden verfünffachte. Zum Erfolg beigetragen haben auch
verschiedene Packages, welche wir mit unseren Partnern anbieten, und
die Eröffnung von drei neuen Destinationen.
Welche Strecken waren 2009 besonders erfolgreich?
Folgende Strecken lockten eine besonders grosse Anzahl Passagiere an
(Steigerung gegenüber Vorjahr): Hamburg (+49%), Helsinki (+22%),
Kopenhagen (+10%), Rom (+54%), Stockholm (+21%), Larnaca (+16%), Beirut
(+40%), Skopje (+18%) und Tirana (+34%).
Wie wurde Malev im Schweizer Markt 2009 im Vergleich zum Vorjahr gebucht?
Im Schweizer Markt ist der Vergleich mit dem Vorjahr etwas schwierig,
weil der Flug GenfBudapest zu Beginn der Wintersaison 2009/ 2010
annulliert wurde. Trotz der schwierigen Situation im vergangenen Jahr
konnten wir das Passagiervolumen auf der Zürich-Route leicht um 0,14%
steigern.
Wie ist 2010 angelaufen?
Im ersten Quartal 2010 liegen wir bei Passagierzahl, Umsatz und
Kostenreduktionen über Budget. In den ersten drei Monaten hatten wir
3,3 Mia. Ungarische Forint (ca. CHF 18 Mio.) weniger operative Kosten
als in der Vorjahresperiode. Die Auslastung der Flugzeuge und die
Arbeitsproduktivität wurden deutlich verbessert: Malev hat 9% mehr
Passagiere transportiert als im ersten Quartal 2009, gleichzeitig
wurden die Anzahl Flüge um 11% gesenkt, weniger Flugzeuge benötigt und
weniger Mitarbeitende beschäftigt.
Wie hoch ist der Anteil zielreiner Budapest-Flüge, wie hoch der Umsteige-Anteil?
2009 haben wir aus der Schweiz 54% Transitpassagiere und 46% zielreine Budapest-Passagiere befördert.
Welche Umsteige-Ziele werden vom Schweizer Markt am besten gebucht?
2009 war Beirut unser Topseller, knapp dahinter Destinationen wie
Odessa, Tirana, Skopje, Tel Aviv, Pristina und Damaskus. 2010 wird eine
komplett andere Situation bringen, weil wir aufgrund der
Flugplanänderung auf der Zürich-Budapest-Strecke einige Verbindungen
verloren haben. Ziele im Mittleren Osten wie Damaskus, Beirut und Amman
sind davon betroffen. Andererseits verfügen wir nun über andere
ausgezeichnete Verbindungen an Destinationen wie Tel Aviv.
Was hat im Flugplan ab Zürich geändert?
Auf den Sommer 2010 hin hat Malev auf verschiedenen Routen, darunter
ZürichBudapest, Änderungen vorgenommen. Statt zwei Flügen pro Tag
verfügen wir jetzt nur noch über einen Flug, aber mit einem Hinflug
ZürichBudapest am Morgen und einem Rückflug am Abend die Maschine
bleibt über Nacht in Zürich. Diese Anpassung kommt dem
Geschäftsreise-Sektor sehr entgegen und bietet dem Geschäftsreisenden
ideale Flugzeiten für einen Tagestrip nach Budapest mit Rückflug am
gleichen Tag.
Zudem werden die Zürich-Flüge neu mit Flugzeugen des Typs Boeing 737
der neusten Generation mit grösserer Kapazität und einem modernen
Produkt sowohl in Economy als auch in Business Class operiert.
Chris Probst
Die neuen Besitzverhältnisse
Am 26. Februar 2010 wurde ein Abkommen betreffend
Eigentümerschaft der Malev geschlossen. Gemäss diesem Abkommen hat der
ungarische Staat die Mehrheit (95%) an Malev erworben. Airbridge behält
die restlichen 5%.
«Die Erlangung der Mehrheit durch den ungarischen Staat hat neue
Möglichkeiten eröffnet, finanzielle Stabilität für den Betrieb der
Airline zu erlangen. Gleichzeitig wird das intensive
Restrukturierungsprogramm teilweise weitergehen, sodass die finanzielle
Rettung unserer Firma so wenig Steuergelder wie möglich verbraucht und
die Europäische Union die Rolle des ungarischen Staats nicht als
verbotene Staatshilfe deklariert», erklärt Pascale Axtell.
CP