Wegen der aktuellen Frankenstärke suchen immer mehr Schweizer Konsumenten nach günstigen Euro-Produkten. Da in der Schweiz aber aufgrund der Preisbekanntgabeverordnung (PBV) nur Frankenpreise oder Europreise mit fixer Umrechnungstabelle zulässig sind, profitieren derzeit vor allem deutsche Internetportale sowie Reisebüros im grenznahen Ausland.
Das stört auch die CEOs der grossen Schweizer Reiseveranstalter. Kuoni-CEO Stefan Leser: «Gedruckte Preise sind mit all den unbe-rechenbaren wirtschaftlichen Ereignissen bereits beim Druck nicht mehr aktuell. Konsumenten informieren sich auch auf in- und ausländischen Internetplattformen. Solange online alles erlaubt und kaum kontrollierbar ist, während gedruckte Angebote strengen inländischen Vorschriften unterliegen, hat eine PBV in der heutigen Form keine Berechtigung mehr.»
Für Martin Wittwer (CEO TUI Suisse) gilt: «Die PBV ist nur sinnvoll, wenn für alle Anbieter aus dem In- und Ausland die gleichen Massstäbe gelten. Schweizer Anbieter dürfen nicht benachteiligt sein. Gegen Verstösse muss konsequent vorgegangen werden. Aus Sicht der Konsumenten ist die PBV korrekt verfasst und nützlich. Im Grundsatz profitiert aber der grenzüberschreitende Internetvertrieb. Verlierer sind die Schweizer Veranstalter und Reise-büros.» Laut Wittwer wird zudem das Produktionsumfeld künftig immer dynamischer, womit «eine Preisliste mit fixen Preisen über die ganze Produk-tionsphase sicherlich nicht mehr zeitgemäss und zukunftsgerichtet» sei.
Für Thomas Stirnimann (CEO Hotelplan Suisse) müssen gleich lange Spiesse herrschen: «Wenn es eine solche Verordnung gibt, dann soll diese für alle gelten. Es ist nicht in Ordnung, wenn im Markt gewildert wird. Wir befinden uns derzeit in einer starken Frankenphase. Das kann sich aber auch wieder ändern. Ein perfektes System gibt es nicht.»
Eine Unterscheidung für online publizierte und für gedruckte Preise er-achtet Stirnimann nicht als sinnvoll. Doch führen die Kursschwankungen bzw. der Kurszerfall zum Ende der gedruckten Preisliste? Stirnimann: «Das wird irgendwann kommen, es ist aber ein schleichender Prozess. Die Preise variieren und sind in gedruckter Form eine Indikation zur Orientierung. Dafür sind die Kunden dankbar.»
Das Staatssekretariat für Wirtschaft hat für den Herbst eine überarbeitete PBV in Aussicht gestellt.