Die Schweizer Airline im Lufthansa-Konzern (Ausgabe 2015-22)

Wie swiss ist die Swiss?

Rund zehn Jahre ist es her, seit der Lufthansa-Konzern die Swiss gekauft hat. Die Ängste, dass die Schweizer Airline dabei ihre Eigenständigkeit und «Swissness» verliert, waren von Anfang an da und sind kaum geringer geworden. Ein Blick in die Foren der Publikumsmedien offenbart die Volksmeinung: «Die Swiss ist doch gar keine Schweizer Fluggesellschaft mehr», «Fremdsteuerung aus Frankfurt» etc.

In der Tat werden immer mehr Aufgaben zentralisiert und Strategien konzernweit umgesetzt. Die neuen Europatarife sind ein Beispiel hierfür – zumal Swiss sie «wie die alte Fasnacht» erst eine Woche nach den anderen Konzernairlines kommunizierte. Harmonisierte Vertriebsstruk-turen, Gerüchte zur Zentralisierung der Netzwerkplanung und des Erlös-Managements sind weitere Beispiele. 

Die Swiss Luftfahrtstiftung, die kurz nach der Übernahme gegründet wurde und die nationalen Interessen wahren sollte, läuft in Bälde aus. Die Angst um die Swiss-Swissness hat dadurch noch einmal zugenommen. Dabei vergessen viele, dass die Swiss nicht einfach ein unbedeutendes Töchterchen des LH-Konzerns ist, sondern mit ihren vergleichsweise starken Geschäftszahlen durchaus eine gewisse Bedeutung innerhalb der Gruppe hat.

Lufthansa-CEO Carsten Spohr beruhigt in der «NZZ am Sonntag» denn auch, dass man keinesfalls plane, alle wichtigen Aufgaben aus Kloten abzuzügeln, sondern auch der Swiss konzernweite Projekte übertragen wolle. Dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind, zeigt die Rolle der Swiss in der NDC-Thematik.

Und nicht zuletzt muss man trotz aller Angst vor Abhängigkeiten einräumen, dass eine unabhängige Swiss vor 2005 keine Chance hatte und wohl auch heute keine hätte. Im Kampf gegen die schlanken Lowcoster und die potenten Araber muss man um stabile Partnerschaften und globale Strukturen froh sein. Und da hätte es Swiss, wenn man auf die anderen europäischen Legacy Carriers schaut, deutlich schlechter erwischen können.

Stefan Jäggi