Als erster der grossen Schweizer Tour Operators setzt Hotelplan Suisse wieder voll auf die Destination Tunesien, und zwar bereits im Frühling. Während man bei Hotelplan überzeugt ist, dass die Nachfrage wieder anziehen wird, wenn man nur genügend investiert und wirbt, zeigen sich andere Veranstalter skeptischer und sind der Meinung, dass eine Investition zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht rentiert.
Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um Tunesien zu promoten, ist eine heikle Angelegenheit. Das Tunesische Verkehrsbüro in der Schweiz lud bereits Ende Februar, eineinhalb Monate nach dem politischen Umsturz, eine Gruppe von Journalisten nach Tunesien ein, um sie davon zu überzeugen, dass die Destination wieder absolut sicher und reisetauglich sei. Prompt gerieten einige der Journalisten in eine Demonstration, bei der geschossen wurde und es wie im Nachhinein bekannt wurde auch Tote gab. Der Zeitpunkt dieser Reise muss wohl als zu früh bezeichnet werden.
Inzwischen ist wieder über ein Monat vergangen und die Situation in Tunesien darf definitiv als ruhig und sicher bezeichnet werden. Alles ist bereit und wartet auf Touristen. Nun aber herrscht im Nachbarland Libyen Krieg ein Umstand, der die Entscheidung der Feriengäste wieder negativ beeinflussen könnte. Zwar ist es oftmals so, dass die Verhältnisse in den Nachbarländern einer Feriendestination keinen grossen Einfluss haben; als Beispiel sei die Dominikanische Republik mit Haiti genannt. Im Fall von Tunesien und Libyen sind die Distanzen allerdings kurz: Von Djerba bis zur libyschen Grenze sind es keine 100 Kilometer Luftlinie, und weitere 150 Kilometer dahinter folgt Tripolis. Verschiedene TOs sagen denn auch, dass sie Tunesien erst wieder aktiv bewerben würden, sobald es in Libyen ruhig werde.
Hotelplan Suisse hingegen übernimmt jetzt die Pionierrolle und wagt grosse Investitionen, um die Destination zu beleben. Es wird nun spannend, zu sehen, wie die anderen grossen TOs reagieren; einerseits haben sie sich nach den Unruhen anders aufgestellt und holen ihre Umsätze in anderen Destinationen, da Tunesien gut ersetzbar ist; andererseits besteht das Risiko, dass Hotelplan Suisse Tunesien bis Ende Juni quasi für sich «gepachtet» haben könnte. In ein bis zwei Monaten wird die Nachfrage nach Tunesien zeigen, ob Hotelplan Suisse erfolgreich gepokert oder den richtigen Zeitpunkt eben doch nicht erwischt hat.