Die Zeichen stehen bei Hotelplan auf Sturm (Ausgabe 2012-27)

Kündigung von Roland Zeller bei Travelwindow

Die Kunde vom freiwilligen Abgang von Roland Zeller bei Travelwindow kam auf den ersten Blick überraschend. Das Unternehmen floriert, verdient gutes Geld und Zeller ist trotz zwölf Jahren an der Spitze mit 43 Jahren immer noch jung genug, um neue Impulse zu geben und das Unternehmen in die Zukunft zu führen.

Nun will Zeller aber nicht mehr weitermachen. Dass seine Kündigung innert zweier Wochen nach der Nomination von Thomas Stirnimann zum Group-CEO erfolgte, dürfte hierbei kein Zufall sein. Der unterlegene Group-CEO-Kandidat Simon Lehmann gilt wie Zeller als online-affin und bringt grosse Kenntnisse im E-Commerce mit. Einerseits dürfte es Zeller verärgert haben, dass sich der VR der Hotelplan Group für jenen Kandidaten entschied, welcher aus dem «herköm-mlichen» Tour Operating kommt. Andererseits waren die beiden Online-Cracks seit einiger Zeit nicht mehr im Projekt «Rotor» involviert, welches die IT- und E-Commerce-Zukunft von Hotelplan umfasst, unter anderem die Entwicklung der (weiterhin nicht präsentierten) Dynamic-Packaging-Lösung.

Dass ein Online-Visionär wie Zeller seine Meinung in einem so zukunfts-tragenden Projekt nicht einbringen kann, dürfte ihm den Glauben an eine mittelfristig erfolgreiche Zukunft im Rahmen der Gruppe genommen haben. So wurden Konsequenzen gezogen. Zeller ist bereits an anderen Online-Projekten dran und dürfte sich keine Sorgen um seine Zukunft machen.

Diffiziler ist die aktuelle Situation für Lehmann. Er wurde zum Stellvertreter des siegreichen Kandidaten Thomas Stirnimann gemacht und nun wurde ihm auch das Ressort «Travel Related & Online Services» übertragen. Er muss damit den Nachfolger für Zeller bestimmen, welcher dann auch an ihn rapportiert. Seine Position wird also Hotelplan-intern gestärkt, insbesondere in Bezug auf die Kompetenzen im Bereich Online/E-Commerce. Aber Hand aufs Herz, liebe Leser: Wenn eine Firma Ihnen den Topposten verweigert, Sie danach aber für die überlebenswichtigen Bereiche verantwortlich macht, würden Sie dann Ihr Know-how bedenkenlos weitergeben?

Lehmann ist aber zurzeit noch da, wie übrigens auch Zeller, der im Prinzip noch bis Ende Jahr angestellt ist. Eine Freistellung wäre eine logische Konsequenz, aber offenbar will man Hotelplan-intern noch so lange wie möglich auf seine Dienste bauen. So oder so steht Hotelplan nach dem Rücktritt von Zeller geschwächt da – um nicht zu sagen der ganze Hotelplan-VR, der mit seinem Entscheid diese Entwicklung eingeleitet hat.

Jean-Claude Raemy