Da der Garantiefonds mit seinen über knapp 1500 Teilnehmern einen schönen Teil der Reisebranche abdeckt, ist sein Jahresbericht immer auch ein Zustandsbericht der Branche. Es ist deshalb erfreulich, dass die Zahl der unabhängigen Reisebüros kons-tant blieb, zumindest was jene mit einer Kundengeldabsicherung betrifft und dies sind schliesslich auch die seriösen Büros. Ein gutes Zeichen ist auch, dass trotz geringerer Teilnehmerzahl der Gesamtumsatz aller Teilnehmer gestiegen ist. Dies deutet weniger auf ein unkontrolliertes Reisebürosterben als vielmehr auf eine qualitative «Bereinigung» der Reisebürolandschaft hin, was im Interesse der gesamten Branche geschehen dürfte.
Interessant sind zudem die Überlegungen, die der Garantiefonds in Bezug auf seine Zukunft anstellt. Früher oder später wird man ernsthaft über eine Harmonisierung des Gebührenmodells nachdenken müssen, sprich über eine Gleichbehandlung von Veranstalter und Reisebüro. Schliesslich vermischen sich die Modelle immer mehr, und die meisten Reisebüros sind heute im Kleinen auch als Veranstalter tätig.
Die Verjüngung der Führungsriege Stefan Spiess statt Urs Herzog als Geschäftsführer, André Dosé statt Kurt Heiniger im Präsidium dürfte ebenfalls für frischen Wind sorgen. Spiess und Dosé sinnieren bereits über Möglichkeiten, wie man die Reisegarantie auch über die Branche hinaus noch besser bekanntmachen könnte. Davon wird auch das Image der angeschlossenen Reisebüros und -veranstalter profitieren.
Heute macht das Konstrukt des Garantiefonds einen stabilen Eindruck die CHF10 Mio. Rückstellungen sind ein guter Beleg dafür. Ob dies auch für die Zukunft gilt, hängt jedoch nicht nur von der Stiftung ab. Der Konsumentenschutz in der Reisebranche ist heute in ganz Europa ein auf höchster Ebene diskutiertes Thema, mehr denn je. Schon ein einziger Entscheid eines Parlaments kann die Situation schlagartig verändern.
Stefan Jäggi