Dramatischer Rückgang der Lehrstellen in der Reisebranche (Ausgabe 2009-23)

25% weniger Lehrbeginner im Sommer – grosse regionale Unterschiede.

Vor einem Jahr freute sich der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV)
über eine gestiegene Anzahl Lehrbeginner. Doch in diesem Jahr sieht es
anders aus. Beat Knecht, in der SRV-Geschäftsstelle für die Ausbildung
zuständig, rechnet mit nur noch 200 neuen Lehrlingen.

«Per 26. Mai haben wir 150 Anmeldungen aus der Deutschschweiz und 30
aus der Romandie erhalten. Erfahrungsgemäss werden noch
Last-Minute-Anmeldungen und eine Anzahl ‹Nachzügler› kommen. In der
Romandie werden die Verträge traditionell erst im Juli/August erfasst.
Realistisch gerechnet erwarten wir insgesamt 160 Lernende in der
Deutschschweiz und 40 in der Romandie, also total 200, was gegenüber
2008 ein Minus von rund 25% ist. Damit können wir natürlich nicht
zufrieden sein, es widerspiegelt aber die allgemeine Personalsituation
in der Branche. Nur trifft es leider damit die Falschen», ist Knecht
überzeugt. Obwohl die Frist am 31. Mai abgelaufen ist, sind Anmeldungen
noch möglich.

Nicht überall in der Schweiz präsentiert sich die Situation gleich.
Knecht: «Grosse Sorgenregion ist Basel mit einem Rückgang von über 50%.
Dort fehlen erstmals Esco-Auszubildende. In Zürich ist die Anzahl etwa
gleich. Die übrigen Regionen liegen dazwischen.» In der Romandie wird
ungefähr die gleiche Anzahl wie im letzten Jahr erwartet; das Problem
konzentriert sich also auf die Deutschschweiz.

Wenn es bei der geringeren Anzahl neuer Lernenden bleibt, sind gewisse
Kursorte gefährdet. Hanna Rychener, Direktorin der IST, welche für die
Branchenausbildung verantwortlich ist: «Falls nicht noch Nachmeldungen
eintreffen, sind wir gezwungen, weniger Klassen aufzulegen, respektive
vereinzelte Kursorte zusammenzulegen.»

André Lüthi, Vorsitzender des Kompetenzzentrums Aus- und Weiterbildung
des SRV, hat diesen massiven Rückgang nicht erwartet: «Ich war sehr
überrascht. Der Druck auf die Unternehmen hat natürlich in den letzten
Monaten zugenommen. Dass bei Lehrstellen gespart wird, ist sehr schade,
aber irgendwo auch verständlich. Trotzdem möchte ich die Branche ganz
klar aufrufen, bitte sobald als möglich wieder Lernende auszubilden.»