Ein Flottenausbau eines Schweizer Carriers ist grundsätzlich eine gute
Nachricht. Zusätzliche Flugzeuge eines Nischen-Carriers heisst neue
Destinationen, was sich positiv auf den Reisemarkt auswirken kann.
Dennoch stellt sich die Frage, warum Helvetic Airways gleich zwei
Maschinen beschafft. Grund könnte der Preis sein, der beim Kauf von
zwei Maschinen deutlich unter dem Marktwert von je USD 5 Mio. zu liegen
kommen sollte. Laut Helvetic Airways wolle man sich mit dem
Doppeleinkauf eine operationelle Sicherheit schaffen. Doch vorerst
erhöht sich lediglich das operationelle Risiko und zwar um das
Dreifache.
Während Helvetic bis anhin eine Maschine auf Linien- und Charter-Basis
zu füllen hatte, sind es ab Mai bzw. Juni 2010 drei Maschinen zu je 100
Plätzen. Dass diese zusätzlichen Kapazitäten im soeben begonnenen
Geschäftsjahr 2010/11 nicht gefüllt werden können, ist den Helvetic-
Verantwortlichen durchaus bewusst; entsprechend sei das Jahr kalkuliert
worden, heisst es. Die Tatsache, dass die Linie mit der Verbindung
Zürich-Rostock nur um eine Strecke erweitert wurde, lässt darauf
schliessen, dass der Vertrag mit der Fluggesellschaft Regional,
Vorbesitzerin der beiden Maschinen, wohl erst relativ spät zustande
kam. Nichts desto Trotz die Reserven von Helvetic Airways das
Eigenkapital beträgt derzeit über CHF 10 Mio. werden der Airline über
die Runden helfen.
Für das Geschäftsjahr 2010/11 müssen allerdings Fluglösungen her, wenn
die beiden Maschinen gewinnbringend eingesetzt werden sollen.
Verschiedene Szenarien wären möglich hier eine Auswahl: Helvetic
findet für den Winterflugplan 2010/11 bzw. Sommerflugplan 2011
lukrative Nischendestinationen für Linienflüge und baut im
Charter-Bereich die Zusammenarbeit mit den TOs weiter aus. Letzteres
setzt allerdings voraus, dass Helvetic Airways durch entsprechende
Konditionen TOs gewinnen kann, oder dass Fluggesellschaften durch die
verstärkte Konkurrenz- situation vom Schweizer Markt verschwinden.
Ein anderes Szenario wäre, dass Swiss oder eine andere Airline
mindestens eine Maschine im Wetlease übernimmt, wodurch das
operationelle Risiko von Helvetic um ein Drittel reduziert würde. Oder
aber Helvetic konzentriert sich vorwiegend auf Vergabe von
Ad-hoc-Kapazitäten, die durch das selbst getragene Risiko wohl
lukrativer ausfallen würde. Wie auch immer der Airline stehen
weiterhin spannende Jahre bevor.