Drum prüfe, wer sich ewig bindet (Ausgabe 2008-29)

Simon Benz über die geplatzte Fusion von Air Berlin und Condor

Was sich in der letzten Zeit immer deutlicher abgezeichnet hat, ist
vor Kurzem eine beschlossene Sache geworden. Kurz vor Ablauf der Frist
des Bundeskartellamts zogen Air Berlin (AB) und Condor (DE) ihr Gesuch
für die Fusionsfreigabe zurück.

Die Übernahme von Condor durch die zweitgrösste Fluggesellschaft
Deutschlands wurde bei strahlendem Sonnenschein und besten Aussichten
auf ein lang anhaltendes Hoch ins Auge gefasst. Heute stehen dichte
Wolken am Air-Berlin-Himmel. Von einem Gewitter spricht zwar noch
niemand, obwohl erste Blitze einige Opfer im Langstreckennetz der
Fluggesellschaft forderten. Für Air Berlin ist der Abbruch des
Übernahmevorhabens eine nachvollziehbare Entscheidung. Auf der
Langstrecke wird eher ab- statt ausgebaut, damit ist die Nachfrage nach
zusätzlichen Flügen in die Fernstreckendestinationen seitens Air Berlin
sehr gering.

Zusätzlich bewirkte der Kursverfall der AB-Aktie einen Anstieg des
Baranteils, den die Airline an Thomas Cook hätte entrichten müssen.
Dieser plötzlich angefallene Zusatzbetrag hätte Air Berlin wohl
ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet.

Auch für Condor ist die Absage des Geschäfts keine Tragödie. Zwar
braucht die Fluggesellschaft von Thomas Cook nach wie vor einen soliden
Partner, Air Berlin fehlt es derzeit allerdings an der notwendigen
Stabilität. Bei Thomas Cook hat man die Fusions-Fühler schon wieder
ausgestreckt und verhandelt mit TUIfly und der Lufthansa-Tochter
Germanwings über die Möglichkeit eines Dreierbündnisses. Wegen der sich
stets ändernden Situation durch die ansteigenden Kerosinpreise ist dies
allerdings ein schwieriges Unterfangen.

Sollte ein Dreierbündnis zustande kommen, sähe sich Air Berlin mit
einem weiteren starken Konkurrenten konfrontiert und der Druck von
Lufthansa auf Air Berlin würde auch im Bereich der Ferien- und
Billigfliegerei zunehmen. Die Ironie der Geschichte liegt darin, dass
sich ausgerechnet der geplante Fusionspartner Condor auf die Seite des
grössten Konkurrenten von Air Berlin schlagen würde und das Unternehmen
damit zusätzlich in Bedrängnis bringen könnte. Aber wie schon beim
geplatzten Deal zwischen Air Berlin und Condor dürfte das
Bundeskartellamt auch bei einem allfälligen Dreierbündnis Auflagen
erlassen.

Zudem bleibt abzuwarten, inwiefern sich die steigenden Kerosinpreise
auf die künftigen Strukturen des deutschen Airline-Dschungels auswirken.