Durchwachsene Stimmung bei den Tour Operators (Ausgabe 2015-39)

Zum Glück gibt es noch den Herbst

Der Nationalbank-Entscheid im Januar 2015 und der starke Franken haben den Schweizer Veranstaltern im Sommer ein Loch ins Kontor gerissen. Nur mit Preissenkungen und damit Einbussen bei der Marge konnten sie gegen den Wettbewerb jenseits der Grenze bestehen. Umso wichtiger ist nun ein goldener Herbst. Dieser scheint – im Gegensatz zum Boomherbst im vergangenen Jahr – zumindest hellgolden zu sein. Zwar ist das Preisniveau immer noch tief. Doch wenigstens beim dynamischen Paketieren entschärft sich das Währungsproblem dank des wieder schwächer werdenden Frankens, und die Nachfrage nach günstigen Herbstferien in Euroländern ist hoch.

Die meisten TOs schlagen sich relativ gut. Neben den Produkten, konkurrenzfähigen Preisen und einer ebenso vorausschauenden wie flexiblen Planung von Kapazitäten ist dabei auch die Marke selbst ein Thema. Vor allem beim Verkauf über das Internet seien diejenigen Veranstalter im Vorteil, welche stark in ihre Marke investieren, hiess es z.B. am FVW-Kongress, dem deutschen Branchenanlass vergangene Woche in Essen.   

Dass man von den Ausschreibungen in Euro profitiert habe, betont zum Beispiel Thomas Cook. Umso interessanter wird es, wenn ab 2016 auch alle deutschen Veranstalter mit Niederlassungen oder Vertrieb in der Schweiz ihre Kataloge in Schweizer Franken auszeichnen müssen. 

Immer grösser werden die Herausforderungen durch die politischen Krisen in den oder nahe den Feriendestinationen. Flüchtlingsströme sind nun nicht mehr nur in Griechenland und der Türkei ein Problem, sondern seit Neuestem auch in Kroatien oder sogar Deutschland. Davon lassen sich die Reisenden aber nicht übermässig irritieren. In Griechenland überzeugt die meisten weiterhin das gute und günstige Angebot. In Sachen Türkei sind die Konsumenten schon eher verunsichert und warten auf noch günstigere Preise. Am nachhaltigsten trifft es Länder wie Tunesien nach den Anschlägen auf Touristen. Aber: Auch dort lassen sich last minute offenbar Plätze verkaufen. Und das Beispiel der Erholung von Ägypten zeigt: Die Menschen vergessen schnell oder können sich mit einer latenten Gefahr inzwischen arrangieren. 

All diese Umstände verstärken die Tendenz, dass die Kunden kurzfristiger entscheiden und lieber einen Moment länger abwarten. Herbstferien buchen die Schweizer trotzdem fleissig und finden das, was sie suchen, offenbar zum Grossteil auch diesseits der Grenze.

Stephanie Günzler